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Ein Auszug aus „Wandlung. Poetische Philosophie“

Die Gefühle verbinden sich; greifen aus; berühren – flügelförmige Tore aus nachtblauem Stahl. Kosten Widerstand, kosten ihn aus. Erhöhen den Druck, und die Tore gehen auf. Wie ein unsichtbarer Kopffüßler kriecht die Angst in mir empor. Saugt sich an den Lippen fest, hält tastend Ausschau und begreift. Schiebt sich, zwängt sich, stößt sich ins Innere zurück und nistet sich dort ein. Vergeblich, denn die Nervenbahnen haben sich wie Bogensehnen gespannt und singen, als sie  mich zwingen, die Tore zu durchqueren.

Jetzt? – ist alles Tod. Ist ein ewig währender Augenblick, in dem das Leben als eine Form des Todes existiert und der Tod als eine Variation des „Nichts“.
Das verbürgt ein altes Geschlecht. Ein einst aus Fleisch und Blut gebildetes Göttergeschlecht, das im Zeichen des Osiris durch jede Geste, jedes Wort, jeden Krieg nach Unvergänglichkeit im Reich des Todes strebte, nach ewigem Sein in einer Wüste aus Weiß, – und die Sinne, Gefühle, Instinkte krümmen sich. Ziehen, zwingen mich den Weg zurück, auf dem ich hierher gelangt bin. Durch eine Allee von Ölbäumen führt der Weg, die vor einem weißen Himmel wie schwarze Gerippe stehen, – und ich lasse das Reich des Todes wie ein sich langsam entfernendes Ufer zurück. Beschleunige den Lauf und atme mich zu mir, atme mich durch die sieben Himmel des sinnlichen Empfindens ins Leben zurück und finde mich im Kreislauf von Werden und Vergehen wieder: als ein Gejagter.

Denn sie ist überall. Ist unter! neben! vor! über! hinter! – ist in mir. Überfällt mich. Führt mich in die Irre. Treibt mich vor sich her wie ein verängstigtes Wild. Mir schwindelt, die Blicke suchen nach Halt. Versuchen sich an dem festzuhalten, was Blatt, Baum, Stein, Fluß, Himmel, Erde, Mensch, genannt wird, versuchen es vergeblich, denn sie ist immer schon da. Verspottet mich, erwartet mich an jeder Oberfläche, – da versinkt das Selbst in Zorn. In Hitze, die von Zelle zu Zelle springt und sich wie ein Flächenbrand in mir entlädt; in Rot, das den Körper und die Welt mit Krieg überzieht, und sie? Erschrickt und flieht. Und ich? Ihr hinterher, den Abhang hinunter, dem Abgrund entgegen: Doch der ist sie; ist – Illusion! Und sie ist nur durch mich! Und ich bin das Triumphlied des Selbst, das die Illusion durchbricht!

Der Atem geht schwer, geht: jenseits von Wahrheit und Illusion. Die erste? Ließ ich schon lange unter mir. Die zweite? Kehrt nicht zurück. Wie ich sie hetzte, sie zuletzt Auge in Auge vor mir her trieb, bis sie sich im Absurden verlor, da ließ ich von ihr ab. Jetzt hüllt mich Gelassenheit ein, legt sich um die heiße Stirn wie ein unsichtbarer Schleier, und die Nerven feiern ihren Sieg, feiern ihn ausgelassen. Besingen den einen Moment, der bleibt; den einen Augenblick, der ewig in den Himmel steigt, weil ihm das goldene Gestirn jenseits der Zeit die Absolution erteilt. Der beim Emporsteigen alles wie mit unsichtbaren Schwingen umfaßt und zu einem Ton vereint. Zum Grundton einer Welt, der fortan aus sich selbst entspringt und aus der eigenen Fülle heraus die Leere verbrennt, die sich als Hintergrund und Abgrund seiner selbst um ihn herum erstreckt. Der sich wie ein Stern selbst umkreist und aus sich ein All aus Farben und Formen, Klängen und Bildern erzeugt, das ihn unendlich ausdehnt und versucht und variiert, – und das Herz schlägt vor Freude aus und reißt mich mit. Trägt mich hinauf, hinab, zu mir, hinein in die treuesten Gestaltungen von Licht und Dunkel, bis die Spannung unerträglich wird, die Freude überfließt und wie ein Springquell aus den Augen bricht, der, wenn ich lache, aufwärts steigt, und der abwärts fällt, wenn ich weine, – oder ist es umgekehrt?
Ich tauche durch ein Bildermeer, durch Gebilde und Geschöpfe des Selbst, die in mir aufgehen  und untergehen, wie ich in ihnen auf- und untergehe. Ich schwebe zwischen Abgründen, wo Phantome Schemen erbeuten und Schemen Nebelschwaden; wo sich Schemen zu Begriffen wandeln und Begriffe zu Phantomen, um sich Schemen anzueignen. Ich werde von Wellenkämmen zur Sonne getragen, wo aus der Asche des Überlebten Lebenverbürgendes erwächst, das sich Herzschlag für Herzschlag mit mir verknüpft und zu einem Wert des Lebens wird, zu einem Ausgangs- und Endpunkt des sich Welt aneignenden Körpers; zu einem Knotenpunkt des Empfindens, der Erschütterung für Erschütterung, Erfahrung für Erfahrung, Erinnerung für Erinnerung immer mehr mit Leben erfüllt werden wird, – und in dem Wahrheit und Illusion unauflöslich zu einem Muster verwoben und dadurch aufgehoben sind.

Ist es das Denken, das fühlt? Oder das Gefühl, das denkt? – Das Empfinden verflüchtigt sich, wird vom Wind erfaßt und fortgetragen und streicht über die Oberflächen von Sand und Fels, Halmen und Blättern, Wasser und Haut, und schlägt sich nieder. Hinterläßt unsichtbare Spuren, die vielleicht ins Leben gerufen werden, irgendwann, um zu einer Geste, oder zu einem Tanz, oder zu einer Hymne zu reifen. So verklingt das eine und schafft Raum für das andere, das sich bereits Impuls für Impuls in mir ausbreitet wie dichtes Treiben von Schnee. Für das, was noch blutjung und unbestimmt ist und auf Einfluß hofft und vorwärts drängt, um sich als herrschende Kraft festzusetzen und auszudehnen. Manchmal lausche ich dem Gestöber der Impulse und lasse es gern geschehen, empfange ihr Auf und Ab wie eine wunderbare, noch ganz und gar zügellose chaotische Musik; manchmal greife ich einige heraus und verfeinere, vollende, verdichte sie, verdichte sie bis zur Unkenntlichkeit, doch jetzt?
Jetzt ergreift der Übermut die Instinkte, und die Instinkte ergreifen das konditionierte Selbst. Mag es, soll es sterben; ertrinken, unter einer Welle der Verachtung ersticken. Wie es tobt, wütet, schreit, – doch die Instinkte halten es fest, heiter und gelassen. Getränkt von der Gewißheit des Morgen, durchdrungen von der Weisheit des Gestern.
Lächeln, als sie den Tyrannen töten.
Gewiß, es wird schon bald wiederauferstehen und ja, schmatzend Einzug halten ins erschütterte Gewebe, um sich darin auszudehnen und festzusetzen, wieder mal: – doch um ein Herrschaftsmittel, um einen Glaubenssatz ärmer!
Wie ein Rudel blutgetränkter Hyänen ziehen sich die Instinkte zurück und legen sich in den Schatten des Unbewußten, während die Gefühle dem Einzug des falschen Selbst wie Rehe lauschen, bevor sie sich aufs offene Feld wagen; witternd, welcher Wert ihm diesmal abhanden gekommen ist, welcher moralbedingte Teil. Katzenhaft rollen sich Sehnen und Muskeln zusammen und schnurren, und flüstern mir zu: „Nicht alles durch Konditionierung Erworbene ist schlecht, nicht alles Selbsterschaffene gut“; und hüllen mich in ein oberflächliches Wohlbefinden wie in einen golddurchwirkten Traum, in dem die Augen träger und träger werden und zuerst die Hände, dann Arme und Beine nach und nach entschweben. Bis die Schwerkraft aufgehoben scheint, weil der Körper vom betäubenden Gesang der Muskeln und Sehnen angehoben und vorwärts bewegt wird, als werde er von einer sanften Brise erfaßt und fortgetragen.

ZWEITER TEIL

Was streift über das Gesicht? Über Haut und Haar? Über mich? – Wie schläfrig ist doch die Welt, wie schläfrig bin doch ich. – Was verschafft mir Kontur? Einen Eindruck von mir – durch einen Ausdruck von sich? – So schläfrig. So traumbefangen. – Ein Blatt? Ein Hauch? Ein Halm? – Ein Geräusch? Oder das Verrinnen der Zeit? – Kommt es von hier? Doch nichts. Oder von dort? Vorbei. – Bin ich noch? Atme ich noch? – Etwas sinkt herab. Etwas spricht. Etwas kehrt zu sich zurück. –
Das Empfinden faßt ins Leere, als der Zweifel nach mir greift und mich in die Unterwelt des Selbst hinunterzieht, wo alte Wertschätzungen wie Gespenster umgehen. Wie in Trance passiere ich die im Wind schaurig klappernden Überreste der Werte, die sich überlebt haben: die Skelette der Götter, Riesen und Dämonen, und die Begriffshülsen der Gründe, Wahrheiten und Abstraktionen,  und lasse die toten Phantome hinter mir.

Kehre in die Zwischenwelt zurück und gelange auf ein offenes Feld, das einst ein Garten war und jetzt verwildert ist, und in diesem Moment verstehe ich und lasse mich nieder. Die Gefühle bilden Wurzeln aus und durchstoßen mich und dringen tief ins Erdreich vor, und die Erde dringt in mich. Wie sie mich sättigt und tränkt, das Herz mit Geborgenheit erfüllt und den Duft des Mysteriums auf die Geschmacksknospen des Selbst träufelt: Da geht es auf. Geht auf und erblüht, und aus den Poren treiben Zweige, und aus den Zweigen Früchte; und die Früchte wandeln sich zu Gefühlen, und die Gefühle zu Gedanken. Und das Selbst ist wie ein See, der still und klar in mir liegt und durch den in diesem Moment die Geliebte zieht. Unsagbar zart ist sie, die Heilende, und unsagbar gewaltig, die Jagende, eine Tochter von Sonne und Erde, die ein Symbol und eine Verkünderin des Wandels ist: „Haltet fest und geht unter; oder laßt los und geht auf“, – und verliert sich in der Ferne.

Ich trinke eine Regung aus, die auf der Seelenhaut zergeht wie süßer Met; ich sättige mich an einer Stimmung, die mich wie der Duft von Heilkräutern durchweht; ich versinke in einem Ozean aus Gefühlen, der alle Sonnenaufgänge des Selbst in sich vereint, – und das Echo dieser Empfindungen wird zurückgeworfen und breitet sich aus und reist, – und reist weit, – und bleibt. Hält den Raum fest und die Zeit an und spannt sie zusammen, spannt sie ins Geschirr meines Verlangens und treibt sie an, die Geliebte zu suchen und einzuholen, die am Horizont verschwand, – und das Gespann zieht mächtig an, und das Herz ruft aus: „Was ist der Mensch? Ein schöpferisches Wesen, eingebunden in den Ozean des Lebens!“
War das ein Staubkorn? Eine Wolke? Ein Weltall? – Alles ist Tanz. Ein Weltall, das durch mich, das in mir, das außerhalb von mir tanzt; eine Wolke aus Staubkörnern, von denen jedes das Zentrum eines Sonnensystems ist und den Klang des eigenen Seins lauschend umkreist, – und schon treibt das Herz das Gespann zu einem immer hitzigeren Lauf an, bis das Selbst, bis der „Wagen des Selbst“ wie ein schimmernder Punkt durch den Äther schießt und Mitternacht und Mittag ineinander übergehen, als werde das All im Sekundentakt komprimiert: – Dann verweht das Geschehen, und die Welt scheint stillzustehen. Es fühlt sich an, als sei die Stille der Ursprung der Welt und ich nichts als ein Konglomerat aus Schwingungen und Tönen, das aus der Stille hervorgegangen und jetzt in sie zurückgekehrt ist.
Weshalb fühle ich, was nicht ist? Etwas schwebt. Etwas, das anwesend und abwesend zugleich ist oder vielmehr von Abwesenheit in Anwesenheit und von Anwesenheit in Abwesenheit übergeht. Etwas, das so lange in diesem Schwebezustand bleibt, bis es zu einem Teil von Werden und Vergehen oder zu etwas Unsagbarem geworden ist, – und etwas in der Stille fügt sich zu einer Frage, die mich ringförmig umgibt: „Weshalb zieht das, was ist, immer auch das nach sich, was nicht ist?“ – und die Worte lösen sich auf; und das Selbst erkaltet und fällt wie ein Stein aus der Stille.

Was sprechen Zeit? Sonne? Wind? „Die Geliebte ist nah“, und ich erinnere mich. Und die Erinnerung breitet sich wellenförmig aus; und von Vorfreude beseelt, stimmt das Herz ein Dankes-lied an; und der Verstand stimmt ein, weil er sich mit den Gefühlen verbunden weiß. Weiß: Sie bewahren ihn vor dem Sich-Verlieren in lebensfernen Abstraktionen, er sie vor dem Sich-ineinander-Verschlingen.
Das Lied nimmt mich mit und trägt mich weit durch die Landschaft der Innenwelt, die wie die Außenwelt aus Wald und Fels und Himmel und Erde zusammengesetzt scheint; durch eine Welt, die vom schöpferischen Selbst in bildhafter und stimmungsvoller Entsprechung zur Dingwelt ausgebildet worden ist. Sanft setzt mich das Lied auf dem Vorsprung einer felsgewordenen Stimmung ab und verläßt mich, – und ich falle in Bewegung und gelange auf einen Pfad, der abwärts durch einen Bergwald führt, immer tiefer in mich selbst hinein.
Eindruck für Eindruck folge ich dem Pfad, folge ich den Spuren der bildenden Vorstellungskraft, die mich lenkt und leitet und das Leben schon immer Reiz für Reiz umarmt und verwandelt und das Angeeignete, das augenblicklich Assimilierte so lange häuft und sammelt, bis es Stück für Stück zu einem Bestandteil, zu einem Geschöpf des fühlenden Selbst geworden ist, um es manchmal, wenn es notwendig ist, dem Verstand zur weiteren Gestaltung zu überlassen, um hier und dort geschliffen, begrifflich gefaßt und schließlich ins Außen eingebunden oder dort aufgestellt zu werden: als ein Sinnbild des Lebens, in dem Liebe und Fülle und Schönheit das Selbstverständliche, – und in dem Geistesniederungen wie der neidische Blick; die dumme Winkelperspektive; der Kampf ums Überleben nicht vorhanden sind.
Regung für Regung folge ich den Windungen des Pfads, bis ich zu jenem Ort gelange, wo Innen- und Außenwelt, Reiz und sinnliche Wahrnehmung, Himmel und Selbst endlos ineinander auf- und untergehen und ein und dasselbe zu sein scheinen, – und die Gefühle drängen vorwärts und verlieren sich in der Umarmung mit der Geliebten, die schon so unsagbar lange auf mich wartet. Mich ausfüllend, erfüllend, vollbringt sie sich, die Jagende, eine Insel im Ozean von Werden und Vergehen, wo mit Ewigkeiten spielende Momente fortwährend Glückseligkeit stiften. Durch mich hindurch geht sie, die Heilende, und bewirkt Versöhnung von „Licht und Dunkel“; schafft Überwindung der moralbedingten Spaltung; schenkt Vereinigung von Verstand und Gefühl, – und hält ihre Hand schützend über alle, die dem Wandel vertrauen und ihn geschehen lassen. Aus der Mitte der Welt wirkt sie, schimmernd in ein lautloses Lachen gehüllt, das mit der Botschaft in mein Innerstes fällt: „Du bist ins Paradies, bist zu dir selbst zurückgekehrt.“

Die Blaue Sonne

Es war ein langer Weg.
Doch dann – roter Wüstensand.
Und bald schon stand er am Rand
der heiligen Berge. Da war kein Weg

mehr. Nur dieses Rund der Berge,
eine in satten Rottönen strahlende Macht.
Beflügelt von neuer Kraft
stieg er voran, den Durchlaß zum Tal zu durchqueren;

durchquerte ihn, stand still. Gefühlsverbindungen
entstanden, bis er verschmolzen war mit der Atmosphäre,
die ihn umspielte. In ihr war Schwere,
die Schwere der Trauer, die sich aus den Erinnerungen

derer speiste, die einst hier gelebt.
Hier, in diesem Heiligtum, einem ins Azurblau
des Himmels gebetteten Bergmassiv, und Vertrauen
ging in ihm auf. Er war Zuhause. Und Verstehen.

Um ihn herum war das Alte, in ihm das Neue,
und er war hier, um Neues und Altes zu verbinden.
Doch der Tag war schon am Schwinden,
und er schritt voran, erfüllt von schöpferischer Freude.

II.

Das Glühen der Berge und die Erinnerungen
der Ureinwohner energetisierten ihn,
und eilig stieg er dem Ziel entgegen: einem ihn
hoch überragenden Plateau, dem Quell der Erinnerungen,

die ihn zu sich riefen. Er blickte empor. Versank in
einem violetten Horizont und in funkelndem Sternenspiel –
und lange war nichts als das Durchschauert-Werden von diesem Spiel sein Ziel –,
während der Geist in Lichtströme getaucht war und von Stern zu Stern zog: in

einigen wenigen Momenten, die sich zu Ewigkeiten dehnten,
dann der Ruf der Erinnerungen, und er hinauf, hinauf, hinauf.
Und bevor der Geist wieder bei ihm war, stand er schon auf
dem Plateau. Der Geist sah und stürzte herab, und er lehnte

mit dem Rücken an einer Felswand, während der Geist
auf dem erhobenen Arm wie ein Adler landete
und, glitzernd noch vor Sternenstaub, den heranbrandenden
Erinnerungen lauschte, die sich Stück für Stück zu einem geistigen

Ausdruck jenes Volks zusammensetzten, dem sie einst zugehörten.
Und schon bald wurden sie, er und sein Geist, von Wesenheiten umrundet,
die, in schillerndem Blau erglänzend, Geist und Wesen von ihm erkundeten.
Der Geist schlug vor Unruhe mit den Flügeln, er hatte mit einigen verstörenden

Bildern zu kämpfen, doch in ihm war Stille, und sein Wesen verband
sich sogleich mit der Energie der Wesenheiten. Heimat
ging auf, und der Geist schwebte schon bald im Aufwind dieser Heimat,
auf dem Kraftfeld der Lichtwesen, und aller Zweifel verschwand.

Der Kreis war befestigt, die Nacht brach herein, und er schritt bis
zur Mitte des Plateaus, sich zu setzen. War er bereit?
Er schloß die Augen. Ja, alles war bereit, alles miteinander verbunden, so weit das Fühlen reichte: Berge und Tal, Lichtwesen und Sterne, und der sich

immer höher schraubende Geist, der im Aufwind kreiste.

III.

Es war ein großes Werden. Das Weiß und Violett der Sterne,
vermittelt durch den Geist, und das Blau
der Lichtwesen vermischten sich und formten eine indigoblaue
Kugel, durchsetzt von weißen Ringen. Das einstmals Ferne

rückte nah ans Herz, das Weiß und Violett, und das Herz
flößte der Kugel Menschenliebe ein, da wurd‘ sie ganz.
Ging als Blaue Sonne auf und begann ihren schöpferischen Tanz,
ging auf als eine schöpferische Lichtenergie. Der Geburtsschmerz

war vorüber, dem folgte die Freude, die mit einem stillen Aufschrei
aus den Augen brach. Und während von Glückseligkeit schwere Tränen flossen,
fiel der Geist in ihn zurück wie ein Lichtschweif, aus dem auseinandersteubende Funken schossen.
Dann vereinigten sie sich, er, Licht und Geist, und sie waren frei.

Er öffnete die Augen. Noch war Nacht, doch fühlbar schon der Morgen.
Wind kam auf, flüsternd: „Schon diesen Morgen wird die Blaue
Sonne am Himmel stehen. Männer und Frauen werden wieder vertrauen,
denn das Strahlen der Sonne wird ein zeugendes Erschaffen sein, das kein Morden

und Zerstören, Verwüsten und Vernichten kennt, sondern Schwarz
verwandeln wird in Blau, in schöpferische Lichtenergie.
So wird in der Erdatmosphäre eine Harmonie
entstehen, gewirkt aus Indigoblau, Weiß und entmachtetem Schwarz.“

Die Wesenheiten nickten ihm zu und lösten sich auf,
die blauen Brüder und Schwestern, die einem alten
Indianergeschlecht angehört hatten, das von den Gewalten
weißer Herrschsucht und Gier ausgelöscht worden war, bis auf

das letzte Kind. Er trat an den Rand des Plateaus und blickte hinab.
Dort, am Boden des Tals, lagen Leichen, nichts als schier unzählige Leichen
und Leichenteile! Von Frauen, Männern, Kindern! An bleichen
Knochen haftend verwesendes Fleisch, der Geruch des Bluts machte ihn würgen,

der Anblick machte ihn schwindeln und ein Abgrund riß auf,
durch den kreischend rot der Tod ritt. Er fiel auf die Knie,
und es schrie aus ihm hinaus: „Nie wieder! Nie wieder! Nie
wieder!“ Dann Totenstille. Dann ging die Blaue Sonne über ihm auf.

Anmerkungen eines „Targeted Individual“

Nachwort (aus dem Band II des Buchs Das Mensch-Ding. Eine Kritik des organisierten Irrsinns)

„Die Gesellschaft in irreversibler Weise zu spalten, um der Etablierung eines autoritären oder totalitären Systems Vorschub zu leisten, das ist die, wenn auch unbewußte, Mission der deutschen Parteien.“
(Die Mitglieder)

Angesichts des totalitären Absurdabstrusen, das die Herrschaft in vielen der topmodernen westlichen Zivilisationen an sich gerissen hat, kam es mir sehr gelegen, daß ich kürzlich auf das von Erich Kästner verfaßte Buch Kurz und bündig gestoßen bin, in dem er 100 Epigramme veröffentlichte. Es hat mich dazu inspiriert, ebenfalls Epigramme, Kurzgedichte und andere literarische Kurzformen zu verfassen, – und wirklich: Es bereitete mir nicht nur Freude, sondern verschaffte mir auch die Möglichkeit, das in mir emotional und gedanklich Angestaute auf eine konstruktive Weise auszuleiten und auszuformen.

Dazu muß man wissen, daß ich seit nunmehr gut drei Jahren, seit Aug. 2020, aus politischen und aus anderen Gründen verfolgt werde – Stichwort „rituelle Gewalt“ –, und zwar von einem Teil der deutschen Inlandsgeheimdienste samt den von den Beamten gedungenen Schergen, wie in diesem Band beschrieben. Daß ich eine scharfe Systemkritik ausformuliert habe, liegt somit in der Natur der Sache.

Ich will auf das Thema „Verfolgung“ nicht umfassend eingehen. Hier nur soviel: Ich wurde und werde sowohl im Internet attackiert und verfolgt, als auch im öffentlichen Raum und in der Wohnung, und zähle somit zu einer Personengruppe, die sich als „Targeted Individuals“ bezeichnet (vgl. die Internetseiten targetedjustice.com, icator.be und schutzschild-ev.de). Das Schlimmste ist, daß ich seit November 2021 auch mit elektromagnetischer Strahlung gequält werde. Es ist nämlich so, daß mich das pervertierte Scheißgesindel, von dem ich verfolgt werde, auch mit Neurowaffen beschießt: mit Waffen also, die dazu konstruiert wurden, gebündelte elektromagnetische Strahlung, etwa Mikro- oder Radarwellen, gegen Personen einzusetzen. Den genauen Grund dafür, daß man diese Waffen gegen mich einsetzt, kenne ich freilich nicht; es ist aber sehr wahrscheinlich, daß es geschieht, um diese Waffen am „lebenden Objekt“ zu testen und sich dadurch zugleich mißliebiger Individuen zu entledigen, etwa, indem man diese psychisch bricht.

Das Ganze wird straff organisiert, was man schon daran ablesen kann, daß diejenigen, welche die Bestrahlungen vornehmen, im Schichtsystem arbeiten (sic!). Es läuft so: die Verfolger verschaffen sich in dem Mehrpersonenhaus, in dem die „Zielperson“ eine Wohnung bewohnt, Zutritt in eine der benachbarten Wohnungen, um die „Zielperson“ von dort aus jederzeit mit elektromagnetischer Strahlung beschießen zu können: die Strahlung durchdringt Wände und hinterläßt keine Spuren. Zutritt verschaffen heißt, daß die Täter so gut wie immer irgendein leicht korrumpierbares und perverses Arschloch finden, das bereit ist, den Beschuß selbst zu übernehmen oder den Tätern den Zutritt zur eigenen Wohnung dauerhaft zu gewähren: gegen ein entsprechendes Entgelt, versteht sich. In diesen Wohnungen herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, auch in den frühen Morgenstunden.

Zwischenfrage eines mißtrauischen Bürgers: „Welchen Grund hätte denn der Geheimdienst, es zuzulassen oder sogar zu veranlassen, daß ein Teil der Zivilbevölkerung mit Neurowaffen bestrahlt wird?“

„Weil er es kann, stupid, und weil Gelegenheit jede Art krimineller Machenschaften macht! – Konkret dient es unter anderem dazu, sich der Überlebenden rituellen Mißbrauchs zu entledigen, die den Ausstieg geschafft haben, weil dieser Personenkreis zu viel weiß. Vor allem anderen dient es dazu, bundesweit eine Waffentechnik zu installieren und zu perfektionieren, die eine totale Kontrolle und Unterdrückung der Bevölkerung ermöglicht. Zudem entwickelt auch „der Chinese und der Amerikaner und der Russe“ (G. Polt, so oder so ähnlich) Neurowaffen, weshalb es aus Sicht der Geheimdienste und des Militärs unumgänglich ist, die Perfektionierung dieser Waffen in Deutschland mit allen Mitteln voranzutreiben! Menschenrechte hin oder her! Und das Wichtigste: Mit dem Verkauf solcher am Menschen getesteter Waffen kann die Industrie¹ horrende Umsätze generieren!
Vorangetrieben wird der Scheiß in Deutschland vor allem von rechten Netzwerken, die von Industriellen, Polizisten, Richtern, Anwälten, Politikern, usw. usf. geknüpft und betrieben werden, um die Demokratie auszuhöhlen und innerhalb des Systems einen unsichtbaren Faschismus zu etablieren!

Zwischenfrage eines weiteren zweifelnden Bürgers: „Wo sind die Beweise?“ Verächtliches Schweigen, und weiter im Text!

Es ist hier nicht der Ort, diese Vorfälle im einzelnen darzustellen. Mir geht es vielmehr darum, darauf aufmerksam zu machen, daß in Deutschland inzwischen wieder schlimmste Menschenrechtsverletzungen verübt werden, und zwar von Teilen der Geheimdienste. Ich bin mir sogar sicher, daß in Deutschland bereits vor vielen Jahren ein neuer Faschismus strukturell etabliert wurde – bestimmte Personen und Personengruppen werden in Deutschland nunmehr wieder zu „lebensunwertem Leben“ erklärt und verfolgt, gefoltert und ermordet! –, der von kaltblütigen Geheimdienstprofis, Perversen, Kriminellen und anderem Gesindel in vielfacher Weise exekutiert wird. Auf die diesem Täterkreis Zugehörigen, von denen unliebsame Individuen wie ich systematisch mit elektromagnetischer Strahlung gefoltert werden, trifft zu, was Ernst Jünger im Buch „Auf den Marmorklippen“ so trefflich ausformuliert hat: daß sie „auf alle Ewigkeit verworfenes Gelichter“ sind, das „(…) sich an der Schändung der Menschenwürde und Menschenfreiheit schauerlich ergötzt.“ (Auf den Marmorklippen, Ullstein Taschenbuch 2010, S. 84 f.).

Es ist äußerst schwierig, den Beweis dafür zu erbringen, daß man mit Neurowaffen bestrahlt und gefoltert wird. Aber auch dann, wenn es einzelnen Betroffenen gelungen ist, Messungen erhöhter Strahlung zu dokumentieren, hat das in Deutschland bislang nicht dazu geführt, daß Ermittlungen eingeleitet wurden. Schlimmer noch, wer Anzeige erstattet, wird von den Beamten im besten Fall nicht ernst genommen, im schlimmsten für verrückt erklärt. Obwohl, und das ist das zutiefst Perfide an der Sache, diese Waffentechnik in dem vom Bundesinnenministerium bereits im Jahr 2001 publizierten „Zweiten Gefahrenbericht“ erwähnt wird, und zwar mit dem Hinweis darauf, daß bereits von einer „Gefährdung der öffentlichen Ordnung“ durch „Elektromagnetischen Terrorismus“ die Rede sei (vgl. den „Zweiten Gefahrenbericht“ der Schutzkommission beim Bundesministerium des Innern, S. 39 f.).

Hier stellt sich natürlich die Frage, weshalb heute, also mehr als zwanzig Jahre danach, von vielen deutschen Behörden immer noch so getan wird, als existiere eine derartige Bedrohung nicht. Und das, obwohl sich inzwischen viele Betroffene an die Polizei oder an andere deutsche „Sicherheits-behörden“ gewandt haben, in der trügerischen Hoffnung, dort Unterstützung zu erhalten. Das Hilfeschreiben, das man im Jahr 2016 an das Bundesinnenministerium z.Hd. Herrn Dr. Thomas de Mazière gesandt hatte, und das, wie alle anderen derartigen Anschreiben auch, ignoriert wurde, war von 161 Betroffenen unterzeichnet worden, und die Sammelklage, die in Düsseldorf eingereicht und von der Staatsanwaltschaft abgeschmettert wurde, von 200 Betroffenen.

Auch ich habe einen Hilfeaufruf samt einer Kurzdarstellung der Vorfälle verfaßt und diesen am 08.02.2022 per Einschreiben an die amtierende Innenministerin Nancy Faeser sowie an viele Organisationen versandt, etwa an das „Deutsche Institut für Menschenrechte“, an den „Fonds sexueller Mißbrauch“ und an das „Bamberger Bündnis gegen Rechtsextremismus“. Ob diese Schreiben etwas bewirkt haben? Höchstwahrscheinlich nicht. Die von mir wegen gefährlicher Körperverletzung im Frühjahr 23 bei der Bamberger Staatsanwaltschaft eingereichte Anzeige wurde abgewiesen, angeblich, weil „(…) ein hinreichender Tatverdacht (…) nicht bestehe“ und „(…) man einen Freispruch der Täter für wahrscheinlicher hält, als eine Verurteilung“.

Was erst einmal nach einer wohl erwogenen Einschätzung des Ganzen klingt, ist bei näherem Hinsehen nichts weiter als heiße Luft. Die Staatsanwaltschaft behauptet nämlich zur Untermauerung ihrer Einschätzung, ich zitiere, daß „(…) es sich nicht einmal um eine denktheoretische Möglichkeit handelt, dass die Beschuldigten über strahlenfreisetzende Waffen (…) besitzen und gegen den Anzeigeerstatter verwenden. (…)“ Das sprachlich Fehlerhafte des Satzes unterstreicht das Fehlerhafte der Aussage. Denn im „Zweiten Gefahrenbericht“, aus dem ich bereits weiter oben zitierte, heißt es klipp und klar: „(…) HPM-Waffen (HPM: High Power Microwave) können (…) relativ einfach und ohne aufwendige Kosten von Zivilpersonen aus handelsüblichen Komponenten gefertigt und zu Sabotage- oder Erpressungszwecken eingesetzt werden. (…)“² Dieses Dokument hatte ich der Staatsanwaltschaft im Rahmen der Anzeigeerstattung zukommen lassen. Man hätte es also besser wissen müssen.

Ebenso fragwürdig ist eine zweite Aussage der Staatsanwaltschaft, die zur Untermauerung der Gesamteinschätzung angeführt wird. Ich zitiere: „Im Hinblick auf die angezeigte Bestrahlung mit Strahlenwaffen durch die Beschuldigten, welche jeweils Nachbarwohnungen bewohnen, handelt es sich letztlich um bloße Spekulationen und Vermutungen ins Blaue hinein, ohne dass es entsprechende Anknüpfungstatsachen gäbe, die den geschilderten Sachverhalt als plausibel erscheinen lassen würden. (…)“ Diese Aussage ist in dieser pauschalen Form schlichtweg unhaltbar. Zum einen werden durch diese Aussage die von uns geschilderten Beobachtungen sowie das von uns erfahrene, durch die Bestrahlung entstandene Leid von der Staatsanwaltschaft einfach so, ohne jede weitere Begründung, als der Einbildung entsprungen abgetan, was genau genommen eine sagenhafte Unverschämtheit ist; zum anderen wurden und werden sämtliche von uns mit einem baubiologisch geeichten Strahlenmeßgerät vorgenommenen Messungen erhöhter Strahlung, die der Anzeige auf einem USB-Stick beilagen, von der Staatsanwaltschaft einfach ignoriert, ohne daß man es für nötig erachtet hat, darüber auch nur ein Wort zu verlieren.

Die fragwürdige Einschätzung der Staatsanwaltschaft wurde von der Generalstaatsanwaltschaft vollumfänglich bestätigt. Die Staatsanwaltschaft Bamberg hielt und hält es mithin prinzipiell für rechtens, eine wegen gefährlicher Körperverletzung eingereichte Anzeige, in der Neurowaffen als Ursache angegeben werden, als nichtig abzutun. Und dies, obwohl wir die Staatsanwaltschaft darüber in Kenntnis gesetzt haben, daß die in Belgien ansässige Menschenrechtsorganisation ICATOR zur Zeit einen internationalen Prozeß gegen eben jene Tätergruppen anstrengt, welche derartige Menschenrechtsverbrechen begehen.

1) Die deutsche Rüstungsindustrie, etwa „Diehl und Rheinmetall“, produziert Neurowaffen.
2) Vergleiche den „Zweiten Gefahrenbericht“ der Schutzkommission beim Bundesministerium des Innern, S. 40.

 

Über Neurowaffen und Folterknechte

Neurowaffen¹

 Mit Neurowaffen oder E-Waffen, einer Waffentechnik,
mit der sich gebündelte elektromagnetische Strahlung
abfeuern läßt, selbstverständlich auch auf Menschen, wird
heute emsig experimentiert:

etwa durch den Dauerbeschuß von Zivilisten auf der ganzen Welt.
Wenn du denkst, daß dies nur eine Verschwörungstheorie ist,
dann bist du kein der Aufklärung verpflichteter Held,
sondern bloß ein dummer Tropf.

Und warum dieses?
Weil, stupid, die Rüstungsindustrie im Hinblick
auf die Produktion der effizientesten Neurowaffe in ein fieses
und hitziges globales Wettrüsten eingebunden ist,

in dem Geld keine Rolle spielt:
Weshalb die Menschenrechte in diesem Fall einen Scheißdreck zählen.

1) Vgl. die Internetpräsenzen targetedjustice.com, icator.be und schutzschild-ev.de. Die in Belgien ansässige Menschenrechtsorganisation ICATOR strengt zur Zeit einen internationalen Strafprozeß gegen die Tätergruppen an, von denen die Folter unliebsamer Individuen durch Neurowaffen durchgeführt wird (vgl. https://icator.be/international-class-action-lawsuit/). Davon hat die Bamberger Staatsanwaltschaft freilich noch nichts gehört!

 

Verschwörungstheorien

Daß man die Verschwörungen vor lauter Verschwörungstheorien nicht mehr sieht, ist das Ergebnis dessen, was heute in den Medien steht
und was heute mit den Medien geschieht:
Sie dienen immer weniger der Aufklärung, als vielmehr der Propaganda.

 

Herr M. oder Folterbasierte Bewußtseinskontrolle¹

Ritual abuse and mind control is happening. (…) Each case is a mini-Holocaust of torture.¹

Als erstes braucht’s ’nen Mengele,
sodann ein ungeschütztes Kind.
Dieses wird vom Mengele geschwind
traumatisiert, etwa, indem er das Bengele

durch eine Elektroschockbehandlung foltert.
Dies dauert so lang, bis das Selbst des Kinds gespalten ist.
Dann wendet sich Herr M. voller Tücke und List
dem soeben entstandenen abgespaltenen Teil zu, denn der Folter

folgt die Dressur. Herr M. weiß , wie es gelingt, Befehle in diesen Teil zu   setzen und ihn effektiv zu „programmieren“. Ist dies getan,
zündet sich der Folterknecht erst mal ’ne Zigarette an.
Denn er braucht Zeit, um einzuschätzen,

welche Intensität zur „Versiegelung“ des Persönlichkeitsfragments nötig ist. Versiegelung meint, daß eine amnestische Barriere errichtet wird,
die verhindert, daß der programmierte Teil in der Psyche frei flottiert
und mit dem Ich verschmilzt. Auch soll es keinen Zwist

zwischen diesem Teil und dem Ich geben. Um eine solche Barriere
zu errichten, wird das Kind noch mal einer Elektroschockbehandlung unterzogen, denn eine solche verursacht Amnesien. Diese wird vom Folterer gewissenhaft vollzogen, denn schließlich geht es dabei auch um seine Karriere.

1) Vgl. die wissenschaftlich fundierten Bücher „Hypnose. Bewußtseinskontrolle. Manipulation“ von Dr. Hans Ulrich Gresch, Elitär Verlag, Düsseldorf 2010, und „Ritual Abuse and Mind Control, The Manipulation of Attachment Needs“, Hrsg. The Bowlby Centre, London, Karnac Books 2011 (dies ist nur eine kleine Auswahl der zu diesem Thema erhältlichen Arbeiten).
Empfohlen seien auch die Internetpräsenz endritualabuse.org der US-amerikanischen Traumatherapeutin Ellen P. Lacter
sowie die Seite https://beauftragte-missbrauch.de/themen/definition/organisierte-sexualisierte-und-rituelle-gewalt, die von der Bundesregierung betrieben wird.

 

Ihr wollt die Welt regieren?

Ihr wollt die Welt regieren?
Ihr könnt ja nicht mal euren Harnfluß regulieren!
Geschweige denn, daß ihr wißt, was ihr seid:
Psychos aus infamer Nachlässigkeit¹!

1) Warum? Weil ihr keine Verantwortung für eure psychischen Defizite übernehmt!

 

Militär und Geheimdienste

Solange es das Militär und die Geheimdienste gibt,
gibt es Krieg.

 

Die Mobilisierung des Abschaums

In den Geheimdiensten gibt es einige,
die spielen gerne Gott.
Obwohl sie in Wahrheit geistig-psychisch bankrott
sind! Aber das wissen sie nicht. Sie sind sich vielmehr einig,

daß sie eine auserwählte Elite seien. Die Irren glauben
das wirklich! Und sind daher völlig davon überzeugt,
alles tun zu dürfen, was ihnen beliebt. Sie verbeugen
sich nur vor sich selbst: mit allen eitrig-faulen

Konsequenzen. In Zusammenarbeit mit der Rüstungsindustrie,
von dieser stammt das Geld, haben sie, bereits seit
geraumer Zeit, den Abschaum Europas mobilisiert –
Sadisten und all die anderen Heerscharen haßerfüllter Pervertierter –,

um sie auf mißliebige Individuen anzusetzen. Sie erteilen
dem Gelichter nicht nur die Absolution, die Zielpersonen
mit Neurowaffen zu foltern (sic!), sondern sie verteilen
auch viel Geld an das Geschmeiß. An den gleichen Typus Unperson,

der in der Nazizeit die Schalter in den KZs umgelegt hat.
Oder Frauen und Kindern in den Kopf geschossen hat.
Dieses Geschmeiß foltert seit nunmehr gut 20 Jahren
Zivilisten, europaweit. Fast ohne Erbarmen.

 

Der Traum des Folterers

Meist handelt es sich beim Folterknecht
um ein mannartiges Wesen.
Oder vielmehr um ein mannartiges Unwesen.
Es foltert gern und nimmt sich das Recht,

seine Opfer dauerhaft zu quälen,
mitunter sogar 24 Stunden am Tag.
Es arbeitet oft im Schichtsystem¹ und mag
beizeiten die Stunden zählen.

Drei Schichten á acht Stunden,
das kann sich schon mal dehnen.
Wie gut, daß das Geben von Schmerz und das Nehmen
von Angst so große Befriedigung verschafft. Und die Wunden

blühen so schön. Es sind die Blumen des Folterers.
Wenn er doch nur nicht schlafen müßte,
der Schlaf ist so unendlich leer! Bei den Opfern müßt‘
man sein, ohne Unterlaß, das ist der feuchte Traum des Folterers.

1) Um zu gewährleisten, daß die Bestrahlung einzelner durch Neurowaffen jederzeit erfolgen kann,
„arbeiten“ die Folterknechte im Schichtsystem.

 

Wer zum Täter wird

Die sich in der Opferrolle einrichten,
weil sie sich mit dieser identifizieren
und keine Verantwortung für ihre Täter-Anteile übernehmen,
so daß sie diese, wenn auch unbewußt, ausagieren.

 

 

Bücher für Alle & Keinen. Manifest

Grundlegungen einer neuen Kultur

  1. In der Reihe Bücher für Alle & Keinen wird philosophische Literatur veröffentlicht, die jenseits von links, rechts und bürgerlicher Mitte angesiedelt und ideologiefrei verfaßt ist. Richtige Philosophie eben, vorgetragen in einem originalen Stil. Entsprechend habe ich den Namen Bücher für Alle & Keinen für diese Reihe gewählt. Die Bücher werden im Philosophieblog wir-sind-krise.de publiziert (die Texte wurden ohne KI erstellt). Es werden bis auf weiteres vier Arbeiten publiziert:
  • Der Wissenschaftsessay Wir sind Krise, eine philosophische Systemkritik und Deutung der „Krise“, der in zwei Bänden erscheint und aufzeigt, wie die Dauerkrise, die sich in den hypermodernen westlichen Zivilisationen festgesetzt hat, zustande kommt und wie sie überwunden werden kann.
  • Der Kurzessay Und sie existiert doch. Eine frohe philosophische Botschaft, in dem ich Sein und Wahrheit in einen, wie ich denke, überraschenden Zusammenhang gestellt habe.
  • Das Buch Das Mensch-Ding. Eine Kritik des organisierten Irrsinns, in dem ich zwei Bände nebeneinanderstelle. Zum einen die philosophische Satire Sakrilege, eine Metaphysik- und Ideologiekritik, die aus wilder philosophischer Literatur besteht, aus Kurzessays, Lesedramen und einigen lyrischen Stücken; zum anderen eine Sammlung von Epigrammen und Kurzgedichten mit dem bezeichnenden Titel Anmerkungen eines „Targeted Individual“ (vgl. icator.be und targetedjustice.com), in der ich die Kritik der Herrschenden anhand aktueller Machenschaften konkretisiere.
  • Die poetische Philosophie Wandlung, in der ich das über gut zwei Jahrzehnte willentlich vollzogene innere Wandlungsgeschehen in plastisch-bildhafter Weise dargestellt und im Ergebnis ein philosophisches Kulturgemälde geschaffen habe, das den inneren Ausstieg eines Individuums aus dem patriarchalen Ichbewußtseinssystem sowie die Entstehungs- und Schaffensweise eines nachpatriarchalen Ich-Selbst-Bewußtseinssystems.

2. Zur Erinnerung: Was bedeutet Philosophie? Liebe zur Weisheit. Weshalb ein Philosoph ein geistig Schaffender ist, der mit der weiblichen Personifikation der Weisheit, der Sophia, in Liebe verbunden ist und zeitlebens um eine weise Lebensführung ringt. Es bedeutet heute wie ehedem vor allem eines: Werde, der du bist. Also: Emanzipiere dich von dem, was nicht zu deinem „wahren Selbst“ (Alice Miller) gehört, – und strebe nach geistiger Selbstentfaltung, Selbstvervollkommnung.

3. Geist ist mehr als Verstand und Vernunft. „Geist“ bezeichnet zum einen das schöpferische Vermögen einzelner zur Schaffung eigener Werte und originaler Werke sowie zur Schaffung überindividueller Werte und Wertesysteme; zum anderen das schöpferische Vermögen einzelner, im „psychischen Weltinnenraum“ (Erich Neumann) eine energetisch hochschwingende und ans All rückgebundene spirituelle Welt zu entwickeln und zu kultivieren. Eine individuell geschaffene Welt, die dennoch immer über den einzelnen hinausweist.

4. Der patriarchale Vatergott „ist tot“ (Nietzsche) und wünscht angesichts der zahllosen Kapitalverbrechen, die man in seinem Namen verübt hat, nur noch eines: in Frieden zu ruhen.

5. Die Politik ist auch tot.

6. Der Journalismus ist sich in diesem Punkt noch nicht sicher.

7. Das große menschenverursachte Sterben ist in vollem Gang; parallel dazu schwillt das Geschrei auf der „Affeninsel“ (R. Musil) immer weiter an.

8. Ich habe das Werk Nietzsches in Teilen aufgenommen und weitergeführt, vertrete aber eine seinem Wollen entgegengesetzte philosophische Position. Wo er dazu aufruft, die „arische Herrenmoral“ wiederaufzurichten, also ein weiteres patriarchal-aristokratisches Herrschaftssystem zu etablieren, rate ich dazu, das patriarchale Werte- und Ichbewußtseinssystem zu überwinden und damit zu beginnen, ein nachpatriarchales und nachkapitalistisches System ins Leben zu rufen. Wie dies gelingen kann, lege ich im Essay Wir sind Krise

9. Sämtliche Schriften sind psychologisch, historisch und kulturwissenschaftlich fundiert. Grundsätzlich dienen die Publikationen dem Zweck, darüber aufzuklären, daß das patriarchal-kapitalistische Herrschaftssystem aus philosophisch-psychologischer Sicht ausgedient hat und daß die einzelnen dazu aufgerufen sind, die in ihnen moral- und dressurbedingt klaffende psychische Spaltung wenn schon nicht zu überwinden, so doch wenigstens zu mildern, um die Schaffung einer nachpatriarchalen Kultur überhaupt „ins Auge fassen zu können“ (Nietzsche).

10. Da die in Deutschland und Europa Herrschenden aber am alten System wider alle Vernunft gewaltsam festhalten, ja sich sogar daran machen, autoritäre oder sogar totalitäre Systeme zu etablieren, sah ich mich dazu gezwungen, eine harte System- und Moralkritik auszuformulieren. Im Essay Wir sind Krise zeige ich auf, wie die sich nunmehr bereits rasant vollziehende System- und Gesellschaftstransformation, der philosophisch-psychologischen Vernunft gemäß, gestaltet werden kann.

 

 

 

 

 

KI bestätigt: Neurowaffen stellen eine ernsthafte Bedrohung für die öffentliche Sicherheit dar

Aus dem Chat zum Thema „Neurowaffen“

Folgend können Sie das GPT-Modell 3.5 Turbo von OpenAI (ohne Anmeldung) kostenlos nutzen. Der Datensatz basiert auf Wissen und Informationen bis zum September 2021.

  • Hallo Mensch, ich bin ein GPT-betriebener AI-Chatbot. Frag mich alles!
  • Hallo, weißt du, was Neurowaffen sind?
  • Ja, als künstliche Intelligenz habe ich Kenntnisse über Neurowaffen. Neurowaffen sind Waffen, die darauf abzielen, das Nervensystem des Opfers zu beeinflussen oder zu schädigen. Sie können verschiedene Formen annehmen, wie zum Beispiel elektromagnetische Strahlung, chemische Substanzen oder biologische Mittel. Der Einsatz von Neurowaffen kann schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Opfers haben und ist daher eine ernsthafte Bedrohung für die öffentliche Sicherheit. Es ist wichtig, dass die Verbreitung und der Missbrauch von Neurowaffen kontrolliert werden, um die Sicherheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung zu gewährleisten.
  • Besitzt du Erkenntnisse darüber, ob der Gebrauch von Neurowaffen in Deutschland ausreichend kontrolliert wird?
  • Als künstliche Intelligenz habe ich keinen direkten Zugang zu Informationen darüber, ob der Gebrauch von Neurowaffen in Deutschland ausreichend kontrolliert wird. Es ist jedoch bekannt, dass die Verwendung von Neurowaffen in vielen Ländern illegal ist und von den zuständigen Behörden streng kontrolliert wird. In Deutschland gibt es Gesetze und Vorschriften, die den Einsatz von Waffen und anderen gefährlichen Gegenständen regeln und kontrollieren. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Kontrolle und Überwachung von Neurowaffen eine komplexe Angelegenheit ist, die eine Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Behörden und Experten erfordert. Es ist daher wichtig, dass die zuständigen Behörden in Deutschland und auf internationaler Ebene zusammenarbeiten, um den Missbrauch von Neurowaffen zu verhindern und die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten.
  • Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß Neurowaffen zu kriminellen Zwecken mißbraucht werden?
  • Es ist schwierig, die genaue Wahrscheinlichkeit zu bestimmen, dass Neurowaffen zu kriminellen Zwecken mißbraucht werden, da dies von vielen Faktoren abhängt, wie beispielsweise der Verfügbarkeit von Neurowaffen, der Motivation der Täter und der Wirksamkeit der Kontrollmaßnahmen. Es ist jedoch bekannt, dass Neurowaffen aufgrund ihrer potenziell schwerwiegenden Auswirkungen auf das Nervensystem des Opfers eine ernsthafte Bedrohung für die öffentliche Sicherheit darstellen. Es gibt bereits Fälle von kriminellen Aktivitäten, bei denen Neurowaffen eingesetzt wurden, wie beispielsweise Entführungen und Erpressungen. Daher ist es wichtig, dass die Verbreitung und der Missbrauch von Neurowaffen kontrolliert werden, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten.

 

 

 

 

 

 

Geht von Neurowaffen eine Gefahr für die Bevölkerung aus?

„(…) HPM-Waffen (HPM: High Power Microwave) können (…) relativ einfach und ohne aufwendige Kosten von Zivilpersonen aus handelsüblichen Komponenten gefertigt und zu Sabotage- oder Erpressungszwecken eingesetzt werden. Es wird in diesem Zusammenhang bereits von „Elektromagnetischem Terrorismus“ gesprochen, der zu einer Gefährdung der öffentlichen Ordnung führen kann. (…)“ Aus dem Zweiten Gefahrenbericht der Schutzkommission beim Bundesministerium des Innern, 2001, Seite 39 f.

 „(…) Die wachsende Bedrohung durch sehr kleine und kostengünstige jedoch hochleistungsfähige, hochfrequente Geräte in den Händen von Personen, die mutwillig Schaden anrichten möchten, stellt neue Herausforderungen dar.“
Aus „Infrastrukturen vor elektromagnetischen Angriffen schützen“, Europäische Kommission

Bamberg, 05.04.23

Liebe Freunde und Bekannte, liebe Kollegen und Interessierte,

laut dem Bundesinnenministerium, der Europäischen Kommission und einigen renommierten Medien – u.a. SPIEGEL, Spektrum Wissenschaft und TAZ Berlin (vgl. „Quellen zum Thema Neurowaffen“) – existiert seit geraumer Zeit eine Waffentechnik, die es erlaubt, Ziele mit elektromagnetischer Strahlung zu „besenden“, etwa mit Mikrowellen oder Radarwellen. Die Waffen können sowohl als Antipersonenwaffen eingesetzt als auch dazu verwendet werden, „(…) die Funktion kritischer Infrastrukturen (…)“ zu beeinträchtigen (vgl. „Infrastrukturen vor elektromagnetischen Angriffen schützen“, Europäische Kommission).

Da es möglich ist, mit Hilfe dieser Waffentechnik Personen zu bestrahlen, auch in Ihrem Zuhause, ohne Spuren zu hinterlassen, stellt sich naturgemäß die Frage, wie groß die Gefahr ist, daß solche Waffen gegen die deutsche Bevölkerung eingesetzt werden.

Weitere Fragen:

 Wie weit ist die technische Entwicklung dieser Waffen inzwischen fortgeschritten? Wer produziert sie, und zu welchem Zweck?

 Ist davon auszugehen, daß sich kriminelle Organisationen bzw. extremistische Gruppen – etwa rechts- oder linksradikale Gruppen – derartige Waffen auf dem Schwarzmarkt beschaffen können?

 Werden solche Waffen bereits von einigen deutschen Sicherheitsbehörden, etwa vom BND und vom BKA, verwendet? Und falls ja, zu welchem Zweck?

 Und nicht zuletzt: Wurden derartige Waffen bereits gegen Teile der Bevölkerung eingesetzt? Und falls ja, von wem und mit welchem Recht?

Diese Fragen sind bislang weder von der Bundesregierung noch von den Medien oder von anderer Stelle in hinreichender Weise diskutiert und auch nur ansatzweise beantwortet worden. Die Bevölkerung hat aber das Recht, zu erfahren, wie die Gefahrenlage hinsichtlich dieser Waffentechnik einzuschätzen ist, und vom wem solche Waffen hergestellt oder verwendet werden.

Als freier Autor, Blogger und besorgter Bürger sehe ich es daher als meine Pflicht an, die deutsche Öffentlichkeit über die mangelhafte Informationslage hinsichtlich dieser Waffentechnik zu informieren. Ich sehe es außerdem als meine Pflicht an, alle Journalistinnen und Journalisten sowie die hierzulande etablierten Medien dazu aufzurufen, die deutsche Öffentlichkeit zeitnah über diese Thematik aufzuklären!

Danke für das Interesse und für die Unterstützung!

Quellen zum Thema „Neurowaffen“

1) Europäische Kommission / „Infrastrukturen vor elektromagnetischen Angriffen schützen“, den Text in eine Suchmaschine eingeben
2) Spektrum Wissenschaft / Spektrum.de SciLogs, „Neuro-Waffen auf dem Vormarsch“, BLOG: MENSCHEN-BILDER, https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/neuro-waffen-auf-dem-vormarsch
3) Der SPIEGEL / „US-Diplomaten könnten mit Mikrowellenwaffen attackiert worden sein“, „Forscher warnen vor Waffen mit Gedankensteuerung“, https://spiegel.de/suche/?suchbegriff=Mikrowellenwaffen
4) Schutzkommission beim Bundesministerium des Innern / „Zweiter Gefahrenbericht“,
HPM-Waffen (HPM: High Power Microwave), S. 39 ff., https://repository.publisso.de/resource/frl:1997671-1/data
5) WIKIPEDIA / Active Denial System, https://de.wikipedia.org/wiki/Active_Denial_System
6) Heise online / „Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt will Fahrzeuge mit Mikrowellenwaffen attackieren“, https://heise.de, dann „Mikrowellenwaffen“ ins Suchfeld eingeben
7) Bundesheer-Truppendienst / „Schutz gegen elektromagnetische Bedrohungen“, den Text in eine Suchmaschine eingeben
8) TAZ Berlin / „Elektromagnetische Wellen – Ein Leben mit Gehirnwäsche“, den Text in eine Suchmaschine eingeben

(Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt der zu diesem Thema vorhandenen Quellen.)

 

 

HEGEL & JAZZ. Eine experimentelle Performance

Die Performance Hegel & Jazz gehört zur Veranstaltungsreihe WECHSELSPIEL

 Konzept

Die Veranstaltung Hegel & Jazz ist die erste Veranstaltung aus der Veranstaltungsreihe WECHSELSPIEL. In dieser Veranstaltung wird ein experimentelles Wechselspiel von Philosophie und Tonkunst zur Aufführung gebracht, nämlich das Wechselspiel von Hegel-Textvortrag und Free Jazz. „Free Jazz“: „Weder Form noch harmonische Abläufe sind festgelegt, der Rhythmus wird völlig frei gestaltet.“ (Quelle: wissen.de/lexikon/jazz)

Die Performance beginnt mit dem Vortrag des Texts. Der Vortrag wird an mehreren Stellen abgebrochen, an denen Musik einsetzt, und zwar ein musikalischer Teil, der vom Musiker oder von den Musikern frei improvisiert wird. Dadurch entsteht ein künstlerisches Wechselspiel, das von den Vortragenden und Musizierenden getragen und gestaltet wird und das dadurch fasziniert, daß die strenge Form der Texte immer wieder – und immer wieder auf eine für das Publikum überraschende Weise – durch freie musikalische Improvisationen aufgebrochen wird, die sich dennoch immer auf den Vortrag beziehen.

Mit einem Wort: Die Texte und der Textvortrag geben das Thema vor, das von den Musikern aufgenommen und variiert wird und, falls sinnvoll, von ihnen auch gebrochen werden kann.

Eines sollten der/die Musiker jedoch beherzigen: Es ist ein erklärtes Ziel dieser Performance, die schwierigen Hegel-Texte sinnlich erfahrbar – und sie so einem größeren Publikum zugänglich zu machen.

Die Performance besteht aus zwei Akten, die jeweils etwa 30 Minuten dauern (der genaue zeitliche Ablauf wird erst im Rahmen der Proben festgelegt). Zwischen der Aufführung der Akte gibt es 15 Minuten Pause.

Warum Hegel & Jazz? Weil diese Kombination schlichtweg hochinteressant ist. Wie wird das Ganze im Ergebnis aussehen? Kann es überhaupt funktionieren? Das sind Fragen, die sich fast unmittelbar einstellen, wenn man versucht, sich das Ganze vorzustellen. So wird gleich in zweierlei Hinsicht ein Spannungsfeld geschaffen: erstens durch die sich einstellenden Fragen und durch die Erwartungshaltung des Publikums, die ja nicht zuletzt auch eine kritische sein wird; und zweitens durch das sich schließlich vor den Ohren und Augen des Publikums real entwickelnde Wechselspiel von Text- und Musikvortrag, von Hegel und Free Jazz.

(Folgende Frage könnte man dem Publikum als Gedankenanstoß an die Hand geben: Drückt sich in dem sich zwischen Textvortrag und Musikvortrag, zwischen streng formalen Hegel-Begriffen und Free-Jazz-Tönen vollziehenden Wechselspiel ein dialektisches Verhältnis aus? Trifft es zu, daß sich Hegelsche Begriffe und Free-Jazz-Klänge, als zwei Formen des Geistes (Hegel), durch ihr Sich-Aufeinander-Beziehen fortwährend sowohl negieren als auch zu neuer, beide Geistformen umfassender Form vereinen, so daß im Ergebnis ein dynamisches Wechselspiel zustande kommt, das aus These, Antithese und Synthese besteht und mithin darauf verweist, daß Gegensätze (und Antinomien) in Hegels Dialektik stets auch eine Identität bilden? Wäre es also, um zum Schluß zu kommen, richtig, zu konstatieren, daß die Performance Hegel & Jazz dem Hegelschen Grundbegriff der Identität der Identität und der Nichtidentität Ausdruck verleiht?)

Um diese Performance zu verwirklichen, braucht es Profis. Zum einen Jazz-Musiker, die sich auf Freie Improvisation verstehen, zum anderen einen die Hegel-Texte Vortragenden, der dem Hegelschen Niveau gerecht wird, zumindest sprachlich, zum dritten einen Regisseur, der die Proben leitet und das Wechselspiel des Hegel- und Musik-Vortrags aufeinander abstimmt. Letztlich bestimmen aber die Musiker selbst darüber, wie sie die Performance gestalten, da es ja um Free Jazz geht.

Sicherlich läßt sich ein Hegel-Experte, der Aufschluß darüber gibt, wie Hegel gearbeitet hat, in Bamberg leicht finden. Anhand der Aussagen dieses Experten ließe sich konkretisieren, wie man das Bühnenbild und den Vortrag in einer Weise gestaltet, die dem nahe kommt, wie Hegel seine Texte tatsächlich entwickelt hat.

Schließlich muß die schwierige Frage, welche Hegel-Texte sich für eine derartige Performance am besten eignen, beantwortet werden. Auch hierzu könnte man einen Hegel-Experten zu Rate ziehen.

Es bietet sich an, Hegels Texte über den Staat zu verwenden, weil diese relativ gut verständlich sind und das Thema „Staat“ sicherlich für ein breites Publikum interessant ist. Es wäre natürlich naheliegend, Hegels Texte über Musik zu verwenden, aber auch sehr absehbar und daher vielleicht zu platt. Man könnte auch ausgewählte Briefe Hegels vortragen – am besten welche, die aus Hegels Bamberger Zeit stammen –, weil diese noch leichter verständlich sind und sich an einen Adressaten wenden. Am besten scheint mir, beides zu verbinden, Auszüge aus den Hegelschen Briefen und Auszüge aus Hegels Werken. Die Texte müssen zusammengestellt und in der Praxis erprobt werden.

Bei Interesse bitte bei mir melden. Danke.

Wie kann ein richtiges demokratisches System aussehen? Ein Gedankenanstoß

Falls sich an den herrschenden politisch-ökonomischen Verhältnissen nichts ändert …

Dieser Text stammt aus dem zweiten Band des Wissenschaftsessays Wir sind Krise, der zu gegebener Zeit in der Reihe Bücher für Alle & Keinen erscheinen wird.

(…) Weil es mein Anliegen ist, auch in politischer Hinsicht einen Beitrag zur Debatte um die aktuelle Gesellschaftstransformation beizusteuern, entwickle ich im folgenden eine politische Konzeption, die der Aufklärung verpflichtet ist. Da ich kein Jurist bin und meine Bemühungen, mit Experten über die Konzeption ins Gespräch zu kommen, fruchtlos blieben – diesbezügliche Anfragen an freie Träger, etwa an solche im Berliner „Haus der Demokratie und Menschenrechte“ ansässige, verliefen ins Leere –, möge man mir etwaige handwerkliche Mängel nachsehen. Als Philosoph sah ich es ohnehin nicht als meine Hauptaufgabe an, ein juristisch wasserdichtes Traktat abzuliefern, das dem Anspruch versierter Paragraphenreiter genügt; mir ging es in erster Linie darum, diese Konzeption im Geist jener Aufbruchstimmung zu verfassen, die zwischen 1990 und 2000 im Ostteil Berlins um sich griff und von der wir, Intellektuelle und Künstler aus Ost und West, umgetrieben wurden. Auch wenn aus dem geistigen Neubeginn bekanntlich nichts wurde und es rückblickend sogar irrational erscheint, daß wir einen solchen verfolgten: – In dieser kurzen Zeitspanne schien er greifbar zu sein.

Zur Einstimmung und Erinnerung: Die philosophisch-psychologische und politisch-ökonomische Vernunft fordert die Etablierung eines neuen ökonomischen Systems, weil das kapitalistische die Verwirklichung dringend erforderlicher Maßnahmen fortlaufend hintertreibt: etwa das Austrocknen der Steueroasen, die Regulierung der Finanzmärkte oder auch die Durchsetzung effektiver Umweltschutzmaßnahmen. Soviel sollte inzwischen selbst den „Vollideologen“ unter den Politikern klargeworden sein, und es darf auch als gegeben angesehen werden, daß der wissenschaftlich fundierte Bericht Die Grenzen des Wachstums, der vom „Club of Rome“ herausgegeben wurde, vielen der Herrschaften bekannt ist.
Wie auch immer, ist der unauflösliche Zusammenhang zwischen der nationenübergreifend dauerhaft vollstreckten Steigerung des Wirtschaftswachstums und der totalen Verwüstung der Umwelt erst einmal erkannt, ist es nur noch ein kleiner Schritt hin zur Einsicht, daß ein Miteinander von Kapitalismus und richtiger Demokratie nicht möglich ist. Was geschieht, wenn man Kapitalismus und Demokratie verbindet, zeigt sich anschaulich am jämmerlichen Zustand der heutigen repräsentativen Demokratie in den westlichen Gesellschaften. Dieses politische System taugt erwiesenermaßen weder dazu, die in der Verfassung verankerten Grundrechte politisch durchzusetzen, noch dazu, den Willen der Gesamtbevölkerung zu erfassen und zu berücksichtigen, diesem politisch Ausdruck zu verleihen. Fataler noch, es dient letztlich der Durchsetzung und Aufrechterhaltung eines Ungleichheit und Unfreiheit erzeugenden, die Profitmaximierung über alles andere stellenden ökonomischen Systems.

Das wissen natürlich auch viele der heute Regierenden – Spitzenpolitiker und hohe Beamte etwa –, und lassen dennoch alles so weiterlaufen wie bisher. Aus Kalkül, sicherlich. Aber eben nicht nur aus Kalkül. Denn etwas anderes, Abgründigeres, ist vielen dieser Leute eben nicht bewußt: Daß sie, moral- und erziehungsbedingt, psychisch Gespaltene sind (vgl. Wir sind Krise, Band I)! Daß ihr Verhalten, psychologisch gesehen, als irrational eingestuft werden muß, weil ihr Machtstreben und krampfhaftes Anhaften an der Macht vor allem der dauerhaften Verdrängung der von ihnen in der Kindheit erlittenen Traumata sowie der Kompensation der Traumafolgestörungen dient. Wüßten sie, daß ihr Machtstreben der Aufrechterhaltung ihres „falschen Selbst“ auf Kosten ihres „wahren Selbst“ (A. Miller) dient; wüßten sie, fühlten sie, daß sie nur die „ausführenden Organe“ der Imperative eines durch umfangreiche Prozesse der Konditionierung in ihnen verankerten Über-Ichs sind, das die Entfaltung ihres wahren Selbst dauernd gewaltsam verhindert – sie würden vor Wut und Schmerz aufheulen, all ihre Privilegien augenblicklich fahren lassen und sich ganz der Befreiung ihres wahren Selbst widmen. Aber ach, die meisten wissen es nicht, ahnen es nicht einmal, aus schon genannten Gründen: Sie haben den Verlust ihres wahren Selbst verdrängt.
Die wissenschaftliche Arbeit Alice Millers ergänzend, führt der Psychotherapeut Heinz Peter Röhr aus: „(…) Wurde das Herz des Kindes gebrochen, wurden seine Gefühle geraubt, besteht nun sein Dasein darin, eine funktionierende Marionette sein zu müssen, die auch dann den Vorgaben der Eltern gehorchen muß, wenn diese längst nicht mehr anwesend sind. Die frühe, extrem prägende Zeit, während der die Verletzung stattfand, verursacht nämlich eine verhängnisvolle Dynamik: Das Drama besteht darin, daß Menschen das, was die Eltern ihnen antaten, zukünftig sich selbst antun. Die Kälte, mit der die Eltern ihnen begegneten, die Mißachtung wahrer Bedürfnisse, das Verbergen von echten Gefühlen werden zum erworbenen Bestandteil der Persönlichkeit. Nur was gelebt werden kann und darf, kann sich auch entwickeln. Gefühle, die nicht gelebt werden dürfen, bei der narzißtischen Störung sind es insbesondere Wut- und Ärgergefühle, möglicherweise auch Angst und Schmerz, aber auch Lust und Freude, können sich nicht entwickeln und können auch nicht ,kultiviert‘ werden. Anstelle des wahren Selbst entsteht das falsche Selbst.(…)“64

2
Auch auf die Gefahr hin, als ein hoffnungsloser Idealist oder Schlimmeres abgestempelt zu werden, und zwar von Vertretern aller politischen Lager, lege ich eine politische Konzeption vor, die eine Umstrukturierung des in der BRD herrschenden politischen Systems vorsieht. Die entscheidende, in der Konzeption geforderte Neuerung besteht darin, ein weiteres politisches Organ – ich nenne es „Bundessenat“ – auf dem Spielfeld der hiesigen Demokratie zu etablieren, um ein Gegengewicht zum Parlament und zur Regierung zu schaffen; ein politisches Organ, das dazu verpflichtet wäre, Regierung und Parlament bei der Ausübung ihrer gesetzgebenden Macht fortwährend zu kontrollieren und zu einer vernünftigen demokratischen Kompromißbildung zu zwingen.
Die wichtigste Aufgabe des Bundessenats bestünde darin, die Verabschiedung demokratisch unausgewogener und verfassungsrechtlich fragwürdiger Gesetzesentwürfe augenblicklich zu blockieren und dem Parlament umstandslos zur weiteren Bearbeitung aufzuzwingen (für diese Zwecke reichte es aus, den Bundessenat mit einem Vetorecht auszustatten). Dadurch wären die Parlamentarier gezwungen, ihre Entscheidungen stets auf der Grundlage der Verfassung zu treffen und der Idee der richtigen Demokratie zu dienen, d.h. grundsätzlich so lange um eine Entscheidung zu ringen, bis ein politischer Kompromiß zustande kommt, der soweit wie nur irgend möglich die Totalität aller gesellschaftlichen Momente abbildet, also die Interessen aller Bevölkerungsschichten in ein möglichst ausgewogenes Verhältnis bringt.
Um das Ganze zu veranschaulichen: Die Basis dieses politischen Systems bildeten die indirekte Demokratie – Wahl des Parlaments – und die direkte Demokratie – Wahl des Bundessenats –; die Mitte bildete eine Oligarchie, die aus all den nach Einfluß strebenden Interessengruppen und Einzelinteressen bestünde (aus Unternehmen, Verbänden, mächtigen Personen usw.); die Spitze aber bildete der Bundessenat, also eine durch direkte Wahlen demokratisch legitimierte Geistesaristokratie (vgl. M. Wende, Metaphysik und Mensch, Das System der Philosophie von Hegel und die Eröffnung der Möglichkeit des Menschen, III. Spezielle Metaphysik, 19. Grundlegung der philosophischen Rechts- und Staatstheorie, Aletheia-Verlag Berlin 1994, S. 259 unter 3.).
Damit das System der richtigen Demokratie funktionierte, würde der Bevölkerung vom Bundessenat und vom Parlament eine sichere Internetseite zur Verfügung gestellt, auf der jeder Stimmberechtigte fortlaufend über gesellschaftlich relevante Themen, die im Parlament verhandelt werden, abstimmen kann. Auf diese Weise wäre gewährleistet, daß der Wille der Bevölkerung den Abgeordneten stets bekannt ist.

Das Aufgabengebiet des Bundessenats ließe sich, falls erforderlich und von der Bevölkerung für richtig befunden, zum Zweck der Stärkung der Demokratie selbstredend erweitern. Man könnte den Bundessenat etwa dazu verpflichten, folgende weitere Aufgaben anzugehen:
a) jede demokratiefeindliche Konzentration von Macht, wie die „Herrschaft des Kapitals“, öffentlich anzuprangern und Regierung und Parlament dazu zu zwingen, die rechtliche(n) Voraussetzung(en) dafür zu schaffen, daß der Mißstand beseitigt werden kann (wie die „Corona“-Pandemie lehrt, muß dem Bundessenat auch die Möglichkeit offenstehen, es zuzulassen, daß bestehende Grundrechte in Krisenzeiten wie der heutigen vorübergehend außer Kraft gesetzt werden);
b) dafür Sorge zu tragen, daß in Deutschland ein nachkapitalistisches Wirtschaftssystem eingeführt werden kann, in dem nicht die Profitmaximierung an oberster Stelle steht, das gänzlich ohne Spekulation funktioniert und ein ökologisch nachhaltiges Wirtschaften ermöglicht (den Finanzsektor könnte man als virtuelle Welt in Gänze ins Internet überführen, so daß jene, die davon nicht lassen können oder wollen, sich dort weiter betätigen und um virtuelles Geld spielen können, dem ein vorher festgelegter Realwert zugewiesen wird);
c) den Weg dafür zu bahnen, daß eine internationale Expertenkommission damit beauftragt werden kann, einen „Marshallplan zur Rettung der Erde“ zu entwickeln;
d) darauf hinzuwirken, daß auf europäischer Ebene ein mit ähnlichen Rechten und Pflichten wie der Bundessenat ausgestatteter „EU-Senat“ institutionalisiert werden kann;
e) Regierung und Parlament dazu zu zwingen, die Bürger durch die Schaffung einer entsprechenden gesetzlichen Grundlage vor (staatlicher) Überwachung zu schützen;
f) R.u.P. dazu zu zwingen, die gesetzliche Grundlage dafür zu schaffen, daß deutschlandweit mindestens zwei „autofreie Tage“ in der Woche eingeführt werden können (für Rettungsdienste, Feuerwehren, Baustellenfahrzeuge, Lieferfahrzeuge usw. müssen natürlich Sonderregelungen geschaffen werden); denkbar wäre, allen, die an einem solchen Tag partout nicht aufs Autofahren verzichten wollen, die Möglichkeit zu schaffen, eine Sondererlaubnis für 1500 €/24 h zu erwerben;
g) dafür zu sorgen, daß der Tierschutz ausgeweitet wird, Tierversuche möglichst ganz verboten werden und die durch Massentierhaltung und Massentierschlachtung industriell betriebene Fleischproduktion deutlich reduziert wird;
h) R.u.P. zu einer gerechten, demokratisch ausgewogenen Steuergesetzgebung zu zwingen;
i) dafür zu sorgen, daß die Steueroasen ausgetrocknet und effektive Umweltschutzmaßnahmen durchgesetzt werden können. (Die Aufzählung ist unvollständig.)

(Darüber hinaus wäre es auch denkbar, den Bundessenat mit der Aufgabe zu betrauen, eine noch weitergehende Umstrukturierung des politischen Systems vorzunehmen, falls dies von der Bevölkerung gefordert wird. Man könnte etwa die momentan etablierte demokratisch-parlamentarische Praxis dahingehend verändern, in diese als leitendes Prinzip der Kompromißbildung die Dialektik zu integrieren, so daß die Parlamentarier zukünftig dazu gezwungen wären, aus den im Parlament verhandelten, notwendig einseitig verfaßten Thesen und Antithesen stets Synthesen zu generieren: – dies immer auf der Grundlage der Menschenrechte und der in der Verfassung garantierten Grundrechte. [In welcher Weise die Dialektik als leitendes Prinzip in die heute bestehende parlamentarische Praxis integriert würde, ließe sich vorab im Rahmen eines Modellprojekts konkretisieren.] Eine solche Umstrukturierung bedeutete aber eine so weitreichende Veränderung, daß ich darauf erst mal nicht weiter eingehe.)

Um diese Aufgaben verwirklichen zu können, müßte der Bundessenat vom „Souverän“, der Bevölkerung, mit folgenden Rechten und Befugnissen ausgestattet werden:
a) mit einem Vetorecht, durch das er jeglichen demokratisch unausgewogenen und verfassungsrechtlich fragwürdigen Regierungs- und Parlamentsbeschluß – auch vom Parlament beschlossene Verfassungsänderungen! – abschmettern, diese dem Parlament umstandslos zur weiteren Bearbeitung aufzwingen kann;
b) mit dem Recht, dem Parlament zu gestatten, bestehende Grundrechte in Krisenzeiten wie der heutigen „Corona“-Pandemie vorübergehend außer Kraft zu setzen;
c) mit dem Recht, Regierung und Parlament für die Dauer zweier Legislaturperioden verbindliche Vorgaben zu machen, die der gesellschaftlichen Verwirklichung der richtigen Demokratie dienen und von R.u.P. innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums zu erfüllen sind;
d) mit dem Recht zur Verhängung von Sanktionen, sofern R.u.P. die Vorgaben innerhalb des gesetzten Zeitraums nicht erfüllen. Denkbar wäre etwa, Parteien oder einzelne Abgeordnete für den Versuch, die Verwirklichung dieser Vorgaben zu hintertreiben, von der parlamentarischen Arbeit und Mitbestimmung für einen jeweils festzulegenden Zeitraum auszuschließen oder, bei besonders dreisten Verletzungen, für die gesamte Legislaturperiode. (Die Härte der Sanktionen bemißt sich an der Wichtigkeit einer Vorgabe für das Gemeinwohl. Wenn zum Beispiel die Überwindung des kapitalistischen Systems und die Einführung eines neuen Wirtschaftssystems von den Mitgliedern des Bundessenats mit dem Etikett „höchste Priorität“ versehen wird, müssen auch die Sanktionen für die versuchte Hintertreibung der Verwirklichung der Vorgabe(n) am höchsten ausfallen);
und e) mit der Befugnis, eine Stiftung aus steuerlichen Mitteln zu unterhalten, die der Finanzierung der Bezüge des Bundessenats dient.

3
Daß man für die Verwirklichung dieser Konzeption einige Korrekturen und Ergänzungen in der Verfassung vornehmen müßte, spricht nicht gegen die Konzeption: Denn das Grundgesetz der BRD wurde ja von den Urhebern ausdrücklich nicht als unveränderlicher monolithischer Block geschaffen. Es muß vielmehr als eine in Teilen änderbare Fassung verstanden werden, sofern die vorgenommenen Änderungen die „freiheitlich-demokratische Grundordnung“ stärken.
Dieses Recht zur Änderung des GG wird daher durch den Art. 79 auch verbürgt. Der Art. 146 sieht außerdem vor, daß über eine Neufassung des GG durch eine Volksabstimmung entschieden werden kann. Die unter 2) dargestellte Umstrukturierung des politischen Systems könnte also unter der Voraussetzung, daß alle weiteren in der Verfassung festgelegten Vorgaben erfüllt sind, durch einen bundesweiten Volksentscheid in Kraft gesetzt werden.
(Es ist mir natürlich bewußt, daß man diese Konzeption angesichts der politisch-ökonomischen Weltlage als das Werk eines hoffnungslosen Idealisten abqualifizieren wird. Mir geht es aber darum, in dieser scheißreaktionären Zeit eine Lanze für die Demokratie zu brechen und dadurch zugleich eine konstruktive Kritik an den in Deutschland und Europa zementierten Machtverhältnissen auszuformulieren. Ich hoffe, daß der eine oder die andere durch die Konzeption inspiriert und vielleicht sogar dazu motiviert wird, sie zu verbessern oder eine bessere Konzeption zu entwickeln.)

Ich gehe davon aus, daß in einer richtigen Demokratie ein vernünftiges und den heutigen Gegebenheiten Rechnung tragendes In-Relation-Setzen der Grundrechte vorgenommen werden wird. So ist es zum Beispiel aus ökologischer Sicht längst unabdingbar, die massenhafte Autofahrerei in Deutschland, gerade auch in Großstädten und Ballungszentren, deutlich zu reduzieren. Nur wie? Auf welcher rechtlichen Grundlage? Ich denke, daß das Recht auf körperliche Unversehrtheit höher einzustufen ist als das Recht, jederzeit Auto fahren zu dürfen. Und zwar, weil es evident ist, daß mehr Menschen in Deutschland an der Aufrechterhaltung ihrer Gesundheit interessiert sind, als Menschen existieren, die jederzeit Auto fahren wollen (das genaue Verhältnis ließe sich durch eine bundesweite Abstimmung eruieren). Abgesehen davon ist der Staat laut Verfassung ohnehin dazu verpflichtet, die körperliche Unversehrtheit der in der BRD lebenden Menschen zu gewährleisten. Entsprechend müßten in einer richtigen Demokratie mindestens zwei autofreie Tage in der Woche eingeführt werden.
An diesem Beispiel wird einmal mehr deutlich, daß die Etablierung einer richtigen Demokratie im Kapitalismus ausgeschlossen ist. Denn unter den Bedingungen der Herrschaft des kapitalistischen Systems ist eine vernünftige Auslegung und Anwendung des GG, wie soeben beschrieben, unmöglich, weil Politik und Staat in erster Linie den Interessen der Wirtschaft dienen, etwa denen der Automobilindustrie.
Man mag dies als eine unausweichliche Gegebenheit ansehen, ich tue es nicht. Vielmehr halte ich die Einbettung des Staats in das kapitalistische System seit der Einführung des GG für fragwürdig, weil es jenem Grundsatz widerspricht, der verlangt, daß der Staat „um des Menschen willen da sein“ muß (z.B. JöR 1951, 48; ebenso Herdegen MD 1; Starck MKS 12). Genauer gesagt: Da die Garantie der Menschenwürde samt dem Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit vom Staat gewährleistet werden müssen, müßte sich dieser, strenggenommen, für die Etablierung eines ökonomischen Systems einsetzen, das mit den genannten Grundrechten ohne Wenn und Aber vereinbar ist (diese Feststellung wird man als Verfassungslyrik abtun).

Die vorgeschlagene Umstrukturierung des politischen Systems widerspricht auch nicht der im GG vorgenommenen Normierung der Abgeordneten als „Vertreter des ganzen Volkes“. Denn das Repräsentationsprinzip würde durch die Etablierung des Bundessenats nicht etwa eingeschränkt oder gar abgeschafft, sondern optimiert. Erstmals wäre gewährleistet, daß die Abgeordneten nicht nur den Interessen einiger weniger einflußreicher Institutionen dienen, sondern ihrer Verpflichtung nachkommen, der gesamten Bevölkerung zu dienen. Das „Übergewicht der Regierung bei der Gesetzgebung“65 bliebe zwar erhalten, doch wäre die Regierung erstmals gezwungen, die Gesetzesvorlagen inhaltlich nicht nur am Willen der Regierungsmehrheit zu orientieren, sondern in diesen immer die Interessen der Gesamtbevölkerung zu berücksichtigen (die, versteht sich, im Zweifel stets durch eine bundesweite Abstimmung ermittelt werden können).
Und eine derartige Stärkung des demokratischen Systems erscheint heute, angesichts der politisch-ökologisch-ökonomischen Krisensituation und dem Umstand, daß die Interessen eines Großteils der Bevölkerung unter den Bedingungen der Herrschaft der repräsentativen Demokratie erwiesenermaßen nicht oder nur bedingt durchgesetzt werden können, von um so größerer Dringlichkeit, ja als unumgänglich. Oder will jemand irgendwann die Verantwortung dafür übernehmen, der Etablierung eines autoritären Herrschaftssystems in Deutschland durch Ignoranz und Untätigkeit Vorschub geleistet zu haben?

Abschließend noch einige grundsätzliche Erwägungen zum Thema „direkte Demokratie“. Da es sich bei den Artikeln unserer Verfassung nicht um Empfehlungen irgendeiner Ethikkommission handelt, sondern um verbindliche Normen und Grundrechte, müssen sie auch als solche verstanden und befolgt und entsprechend in politisches und staatliches Handeln umgesetzt werden.
Ich denke, daß aus der starken Betonung der Grundrechte, der in Art. 20 verbürgten Volkssouveränität, also der „freien Selbstbestimmung aller Bürger“ (BverfGE 44, 125/142; 107, 59/92), sowie aus dem Grundsatz, daß die Staatsgewalt nur vom Volk ausgeht und nur vom Volk ausgeübt werden darf, die Verpflichtung abzuleiten ist, der Bevölkerung eine möglichst weitreichende politische Einflußnahme zu ermöglichen. Und hierzu gehört in einer (richtigen) Demokratie eben auch die Möglichkeit direkter Willensäußerungen.
Daher sind Staat und Politik gehalten, der Bevölkerung auch auf Bundesebene eine politische Struktur zur Verfügung zu stellen, die Wahlen und Abstimmungen auf direktem Weg ermöglicht. Nur, wenn die Bevölkerung im Rahmen einer Volksabstimmung ausdrücklich auf die Inanspruchnahme direkter Willensäußerungen verzichtet, dürfen Staat und Politik eine politische Struktur etablieren, die den Weg direkter Willensäußerungen ausspart.

4
Ob der Bundessenat als neues politisches Organ samt den unter 2) aufgelisteten Rechten und Pflichten in Deutschland ins Leben gerufen werden soll, kann und darf also als verfassunggebende Gewalt in letzter Instanz nur die deutsche Bevölkerung entscheiden – durch einen bundesweit durchgeführten Volksentscheid. Stimmt die Mehrheit dafür (einfache Stimmenmehrheit genügt), muß der Gesetzgeber die rechtlichen und politischen Voraussetzungen dafür schaffen, daß der Bundessenat als neues politisches Organ mit allen Rechten institutionalisiert werden kann.
Der Bundessenat besteht aus acht Mitgliedern, vier Frauen und vier Männern, die für die Dauer von acht Jahren von allen Wahlberechtigten direkt gewählt werden. Die Voraussetzungen für eine Kandidatur sind: Partei- und Konfessionslosigkeit; ein hohes geistiges Niveau sowie eine große persönliche Integrität; keine Schulden oder andere Verpflichtungen gegenüber Dritten; ein Mindestalter von 35 Jahren.
Außerdem müssen alle Bewerber für dieses Amt ein studium speciale absolviert haben, in dem sie a) in Grundlagen der Philosophie, Psychologie, Ökonomie und Geschichte geschult werden; b) in den Bereichen Politik und Verfassungsrecht geschult werden; c) die Kunst der Rede erlernen, u.a. Stegreifrede und Debating; d) gutes Deutsch und Englisch erlernen; e) sich einer Gruppentherapie mit körpertherapeutischer Ausrichtung unterziehen (Sinn und Zweck dieser Maßnahme ist es, die soziale Kompetenz, das Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit der Teilnehmer, Konflikte gewaltfrei und konstruktiv zu lösen, zu verbessern).
Über die Aufnahme der Bewerber entscheidet ein Eignungstest (ein IQ- und EQ-Test sowie ein psychologischer Test). Das Studium ist kostenfrei, geeignete Bewerber können ein Stipendium beantragen. Um Transparenz zu gewährleisten, müssen die Mitglieder des Bundessenats jeden dritten Monat in einer Sondersendung auf ARD oder ZDF Rechenschaft ablegen und sich den Fragen der „vierten Gewalt“ stellen.
Nach der politisch-gesellschaftlichen Verwirklichung einer der von ihnen gemachten Vorgaben setzen sie einen anderen „Punkt“ auf die politische Agenda, der im Sinn der demokratischen Gerechtigkeit verbesserungswürdig ist. Sobald sie ein politisches Konzept ausgearbeitet haben, in dem aufgezeigt wird, auf welche Weise der gesellschaftliche Mißstand behoben werden soll, übergeben sie es dem Bundesverfassungsgericht, das die Verfassungsgemäßheit prüft. Das Bundesverfassungsgericht fungiert nicht nur als Kontrollinstanz, sondern arbeitet dem Bundessenat bei Bedarf auch zu.

Bevor man gleich mit Einwänden kommt, erwäge man zuerst die Vorteile der hier vorgeschlagenen Umstrukturierung des politischen Systems (die Einsicht, daß das kapitalistische System ausgedient hat, setze ich hier voraus).
A) Alle demokratischen Grundprinzipien und Grundrechte blieben erhalten; man hätte das System von innen her „revolutioniert“, ohne die vielen Unwägbarkeiten in Kauf nehmen zu müssen, die ein revolutionärer Umsturz mit sich bringt.
B) Indem man indirekte Demokratie – Wahl des Parlaments – und direkte Demokratie – Wahl des Bundessenats – kombinierte, stärkte man das demokratische System.
C) Erstmals in der Geschichte der BRD würde der Art.1 „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“ politisch verwirklicht, hätte der Staat die ihm durch das Grundgesetz zugewiesene Aufgabe, „um des Menschen willen da zu sein“66, wenigstens strukturell eingelöst. Die Herrschenden stünden somit von Anfang an vor dem Problem, mit welchem Recht sie eine Umstrukturierung des Systems ablehnen und bekämpfen sollen, die faktisch der Stärkung der „freiheitlich-demokratischen Ordnung“ dient.
D) Viele der Fähigsten, zur politischen Vertretung der Gesellschaft Geeignetsten, würden sich mit der Institutionalisierung des Bundessenats erstmals der Politik zuwenden, ein Amt als Bundessenator anstreben. (Es wird immer einzelne geben, die wegen ihrer geistigen Ausstattung und anderer glücklicher Umstände besonders geeignet sind, die Mehrheit nach innen und außen politisch zu vertreten und Vorbildfunktion zu übernehmen.)
E) Durch die Etablierung des Bundessenats würde das Ideal der geistigen Selbstverwirklichung wieder aufgerichtet, der Individualismus gestärkt und der scheußlichen Vermassung des hypermodernen Menschen entgegengewirkt.
F) Mit dem Beginn einer vernunftgemäßen politisch-ökonomischen Gesellschaftstransformation würden sich viele moral- und politikbedingte Depressionen der Bevölkerung, etwa die vielzitierte „Politikverdrossenheit“, in Luft auflösen, weil eine (zumindest teilweise) Identifikation mit Politik – der Kunst, ein Gemeinwesen oder eine Organisation zu führen und zu vertreten – wieder möglich, das politische Feld wieder interessant würde. Auch die sich im Zuge der neoliberalen Globalisierung immer weiter beschleunigende Zersplitterung der Gesellschaft in gänzlich apolitische (Interessen-)Gruppen und abstruse Parallelwelten würde verlangsamt oder sogar ganz aufgehalten, vielleicht entstünde sogar so etwas wie eine kollektive Aufbruchstimmung.
G) Wer als erster damit beginnt, ein nachkapitalistisches ökonomisches System politisch-gesellschaftlich zu etablieren, kommt auch als erster aus der dadurch zunächst notwendig entstehenden „ökonomischen Talsohle“ heraus.

5
Das Ganze bedarf einiger Erläuterungen und Ergänzungen. Zur Erinnerung: Die Konzeption ist an erster Stelle als eine konstruktive Kritik an den hierzulande bestehenden Machtverhältnissen zu verstehen.
Um einen Wandel hin zu mehr Demokratie zu verwirklichen, reichte es aus, ein politisches Organ wie den oben beschriebenen „Bundessenat“ zu etablieren und dieses mit einem Vetorecht auszustatten; alles weitere ist nicht zwingend erforderlich, um eine wesentliche Verbesserung des hiesigen politischen Systems zu gewährleisten.
Man mag einwenden, daß es den Mitgliedern des Bundessenats zwangsläufig am nötigen Fachwissen mangeln werde, um alle Gesetzesvorschläge hinreichend beurteilen zu können. Ein solcher Einwand griffe zu kurz, weil der Bundessenat nicht über inhaltliche Details abstimmen soll, sondern ausschließlich über die demokratische Ausgewogenheit und Verfassungsgemäßheit der Gesetzesbeschlüsse.
Man wird einwenden, daß das politische System mit der Etablierung des Bundessenats lahmgelegt würde, weil der politische Entscheidungsspielraum dann viel zu eng bemessen sein wird, so daß, unter anderem, Mehrheitsbeschlüsse nicht mehr durchsetzbar seien. Das ist nur insofern richtig, als demokratisch unausgewogene Beschlüsse dann nicht mehr durchsetzbar sein werden. Es fällt sicher schwer, sich an den Gedanken zu gewöhnen, daß das demokratische Grundprinzip der „Berücksichtigung der Interessen der Gesamtbevölkerung“ in einer richtigen Demokratie über allem steht, auch über den Interessen der Industrie.
Darüber hinaus wird man noch viele weitere „gute Gründe“ anführen, die gegen die politische Konzeption sprechen: die ökonomischen Zwänge etwa, die Gefahr des Terrorismus, die Politik der USA usw. usf.: Gründe lassen sich schließlich für alles finden (Hegel)!

Eine der Ursachen dafür, daß auch dieser Vorschlag auf großen Widerstand stoßen wird, ist psychologischer Natur. Es liegt daran, daß die Bevölkerungsmehrheit – gerade auch der Teil, der nur wenig oder nichts besitzt – von einer tiefsitzenden Angst vor Veränderung beherrscht wird. Weshalb? Begegnete man politischen Konzepten, die eine größere Selbstbestimmung des einzelnen in Aussicht stellen, unvoreingenommen, bestünde auch die Gefahr, daß die mühsam errichteten psychischen Abwehrmechanismen geschwächt würden und man mit den verdrängten Traumata in Berührung kommt – und genau das gilt es mit allen Mitteln zu verhindern! Und wenn man an den Folgen erstickt!
Diese Dynamik der psychischen Abwehr vollzieht sich in allen gesellschaftlichen Schichten, also unabhängig davon, ob man etwas besitzt und in welche Klasse man hineingeboren wurde. „(…) Doch wer ist es eigentlich, der eifrig dafür sorgt, daß die Normen der Gesellschaft eingehalten werden, der die Andersdenkenden verfolgt, ans Kreuz schlägt – wenn nicht die richtig erzogenen Menschen? Es sind Menschen, die ihren seelischen Tod schon in ihrer Kindheit zu akzeptieren lernten und ihn erst spüren, wenn sie in den Kindern oder Jugendlichen dem Leben begegnen. Dann muß dieses Lebendige umgebracht werden, damit es sie nicht an ihren eigenen Verlust erinnert.(…)“67
Dieses „Umbringen des Lebendigen“ – das „Umbringen“ gesellschaftlich unerwünschter Gefühle, Gedanken, Ideen – wird von den Wächtern und Vollstreckern der herrschenden Moral – den Eltern, Erziehern und anderen Erfüllungsgehilfen gesellschaftlicher Gewalt – fortwährend an allem verübt, was der herrschenden Meinung und den herrschenden Interessen widerspricht. Aus dieser Dynamik speist sich der irrationale Widerstand, der jedem noch so sinnvollen Veränderungsvorschlag seit jeher entgegensteht, entgegenwirkt.
Das ist die schlechte Nachricht. Die gute lautet: Angesichts dessen ist die moralbedingte Dauerkrise gar nichts Negatives, sondern etwas durchaus Positives! Der gewaltige Arschtritt nämlich, der die Bevölkerung aus ihrem Dämmerzustand reißen könnte, der jeden mahnt und dazu ermuntert, sich endlich um die Befreiung des wahren Selbst zu kümmern, den Ausbruch aus dem inneren, aus Werten unsichtbar geschmiedeten Gefängnis – dem „Gehäuse der Krise“ (vgl. Wir sind Krise, Band I), dem Über-Ich, dem falschen Selbst – in die Tat umzusetzen.
Was ist die Dauerkrise? Das unübersehbare Zeichen dafür, daß das patriarchal geprägte Wertesystem ausgedient hat, daß es allerhöchste Zeit ist, mit der Überwindung der herrschenden moralischen Struktur und mit der Überwindung des Kapitalismus zu beginnen. Sie ist die dauernde Mahnung und Warnung, die jeden vor die Wahl stellt: Umkehr – oder Untergang. Selbstbestimmung – oder Knechtschaft. Aufbau einer lebensbejahenden und naturbewahrenden Kultur und Gesellschaft – oder Verwüstung der Natur und Menschennatur.
So gesehen, erfüllt die Dauerkrise einen tiefen, überlebenswichtigen Sinn; und vielleicht versteht man jetzt auch, wozu es einen Bundessenat geben soll? Geben muß? Es sind im westlichen Kulturkreis seit jeher einzelne gewesen, die der großen Zahl vorangegangen sind. Und es wäre in der heutigen politisch-ökonomisch-ökologisch äußerst prekären Situation höchst wünschenswert, wenn die zur politischen Vertretung und Führung der Gesellschaft Geeignetsten das Ruder in die Hand nähmen, es wenigstens nicht in Gänze den Unberufenen überließen. (…)

Wir sind Krise I. Vorwort

Dies ist der erste Band des Wissenschaftsessays „Wir sind Krise“, der in zwei Bänden erscheint. Wozu eine weitere Arbeit zum Thema „Krise“? Um eine philosophische Position beizusteuern, die das große Ganze in den Blick nimmt und dementsprechend die moralbedingte Dauerkrise thematisiert. Der Essay versteht sich als ein Beitrag zur Debatte um die Dauerkrise und die aktuelle Gesellschaftstransformation in Deutschland und Europa. (…)
Die Abhandlung setzt sich aus zwei Erzählsträngen zusammen. Der erste veranschaulicht die geschichtsstiftende Dynamik des von mir so genannten „moralbedingten Dissoziationismus“. Was besagt dieser Begriff? Daß das europäische Patriarchat seit jeher durch die im Zeichen der herrschenden Moralen gesellschaftlich exekutierte Spaltung des Selbst in Über-Ich, Ich und Es im Innersten zusammengehalten und aufrechterhalten wird; und daß seine weitere Expansion durch die aus diesem Spaltungs- und Verdrängungsgeschehen notwendig erwachsenden psychischen Folgestörungen gewährleistet wird, etwa durch die gesellschaftliche Realität schaffenden Neurosen und Persönlichkeitsstörungen. Ausgehend von diesen Grundannahmen stelle ich folgende Hypothese auf: der Dauerzustand der Krise in der Moderne wird nicht zuletzt durch die fatale psychophysische Wirkung der von mir so genannten „Hybridformen der Moral“ verursacht – der aus Anteilen der „Herren- und Sklavenmoral“ (Nietzsche) gebildeten Zwitterformen der Moral –, die im Zuge der Reformation und der Aufklärung aus der doppelten Moral des „geschichtlichen Christentums“ (Nietzsche) hervorgingen – und in Form der bürgerlich-liberalen Moral erstmals zur Herrschaft gelangten.
Um die Dynamik des moralbedingten Dissoziationismus samt der Entstehung der Hybridformen der Moral umfassend darstellen und aus philosophisch-psychologischer Perspektive kritisch beleuchten zu können, hole ich kulturgeschichtlich weit aus. In einem ersten Schritt zeichne ich die sozialen Verhältnisse, die von den im Paläolithikum und Neolithikum ansässigen Kollektiven etabliert worden waren, sowie den kulturellen Umbruch nach, der mit der Einwanderung der Proto-Indoeuropäer in den „alteuropäischen“ (M. Gimbutas) Raum seinen Anfang nahm (vgl. zweites und fünftes Kapitel). Ausgehend davon veranschauliche ich die Entstehungs-, Entwicklungs- und Wirkungsgeschichte der seit dem Ausgang der Antike herrschenden moralischen Struktur, die von der hellenischen und römischen Herrenschicht in Form von „Herren- und Sklavenmoral“ verfestigt (anders als Nietzsche verwende ich die Termini nicht wertend, sondern rein deskriptiv), in Form der doppelten Moral des Kirchenchristentums unter veränderten Vorzeichen fortgeführt und in Form der bürgerlich-liberalen Moral wiederum zementiert wurde (vgl. erstes, zweites und drittes Kapitel).
Es ist mein Anliegen, diese Vorgänge nicht nur zu beschreiben, sondern auch Wege aufzuzeigen, wie die moralbedingte Spaltung des Selbst überwunden oder wenigstens gemildert werden kann (vgl. Band II). Entsprechend wird die herrschende moralische Struktur, welche die dauerhafte Spaltung des Selbst verursacht, zum Gegenstand meiner Kritik.
Mit dem zweiten Erzählstrang leiste ich einen Beitrag zur „Debatte um den deutschen Sonderweg“. Ich weise darin auf einige historische Aspekte und soziopsychologische Zusammenhänge hin, die in der Debatte teils nur unzureichend, teils gar nicht berücksichtigt wurden.
Mehrere Nebenlinien komplettieren den Essay: Skizzen der kretisch-minoischen, mykenischen und germanischen Kultur; Kurzdarstellungen des griechischen Mythus und der griechischen Metaphysik; Skizzen der deutschen Romantik und des Deutschen Reichs nach 1800; Interpretationen essentieller Aussagen Descartes‘, Kants, Hegels und Nietzsches.

Im ersten Kapitel verfertige ich eine Kurzerörterung der Hypothese, die für sich alleine stehen kann, als eine eigenständige Abhandlung der Thematik angesehen werden kann und die Grundlage für die weitere Explikation der Hypothese im dritten Kapitel bildet.
Im zweiten Kapitel gehe ich zunächst auf die sozialen Verhältnisse ein, die für die paläolithischen (Wildbeuter-)Kollektive und für die im Neolithikum ansässigen Gemeinschaften kennzeichnend waren, um in einem zweiten Schritt die Entstehung und Verfestigung der Struktur der europäischen Moral nachzuzeichnen. Diese wurde durch die von der hellenischen Herrenschicht in Form von Herren- und Sklavenmoral gewaltsam exekutierte Entgegensetzung des indoeuropäischen „Vaterrechts“ und des umgewerteten alteuropäischen „Mutterrechts“ (Bachofen) zementiert! Aus der fatalen Wirkmacht dieser moralischen Struktur, die prinzipiell die Aufspaltung des Selbst in (mindestens) zwei feindlich entgegengesetzte Persönlichkeitsanteile nach sich zieht, in Über-Ich und Es, resultiert die Krisenanfälligkeit der westlichen Welt.
Das dritte Kapitel beschreibt, wie Herren- und Sklavenmoral in der doppelten Moral des geschichtlichen Christentums als „ideale und reale Dimension“ verknüpft wurden – und welche Folgen die Christianisierung Europas, vor allem auch im Hinblick auf die Psyche der Europäer, nach sich gezogen hat. Außerdem zeichne ich die „kulturelle Evolution“ der Doppelmoral des geschichtlichen Christentums nach, und zwar unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Philosophie und (Geistes-)Geschichte. Das in diesem Kapitel Dargelegte dient sowohl dazu, die Hypothese ausführlich zu explizieren – etwa aufzuzeigen, daß die in der Neuzeit herrschende Moral aus der christlichen Doppelmoral hervorgegangen ist –, als auch dazu, meine Überlegungen zum Thema „deutscher Sonderweg“ zu veranschaulichen.
Das vierte Kapitel bereichert den Essay um eine hauptsächlich an Nietzsches und Bachofens Werk orientierte philosophische Moralkritik, in der ich unter anderem den Unterschied zwischen Fühlen und „moralischem Empfinden“ herausarbeite (vgl. Teil II, „Moral und Emotion“). Ich habe die Moralkritik aus zwei Gründen in den Essay integriert: zum einen aus inhaltlichen Erwägungen, weil dieser Text eine bereits in 2006 verfertigte Skizze des Buchprojekts „Wir sind Krise“ darstellt; zum anderen aus kompositorischen Gründen, weil die Arbeit aus Kurzessays und Aphorismen besteht und so für eine willkommene Abwechslung im Textfluß sorgt. Das vierte Kapitel ist die erweiterte und vollständig überarbeitete Fassung eines unter dem Titel „Auf Nietzsches Spuren“ erstmals im Friedrich Haller Verlag veröffentlichten Texts.
Im fünften Kapitel, dem fragwürdigen Kapitel – das auch aufgrund dieser „Fragwürdigkeit“ in einem zweiten Band erscheinen wird –, zeige ich einige grundlegende psychologische und soziopsychologische Positionen auf, etwa, indem ich mich in kritischer Weise mit der Theorie der Analytischen Tiefenpsychologie auseinandersetze. Dies in der Absicht, die Voraussetzungen zu eruieren, die zur Entstehung des Patriarchats und des patriarchalen Ichbewußtseinssystems führten.
Zudem fließen in dieses Kapitel Vorschläge ein, wie die moralbedingte Dauerkrise überwunden werden kann, also wie die individuell-psychische Transformation gemeistert und die Transformation der Gesellschaft, der philosophisch-psychologischen Vernunft gemäß, verwirklicht werden kann – jenseits von Neoliberalismus, Neofaschismus, Neosozialismus und allen anderen topmodernen „Ideologismen“.

2
Der Grund für die Niederschrift dieser Arbeit: sie hat gefehlt. Eine als Gesamtschau konzipierte philosophische Abhandlung nämlich, die bereits in der Vorgeschichte ansetzt und die wesentlichen Entwicklungen aufzeigt, die zur Konstellation der moralisch bedingten Dauerkrise in der Moderne führten.
In der, wo nötig, auch eine radikale Kritik am Bestehenden vorgetragen wird. Die aber bei aller Schärfe immer dem philosophischen Ideal verpflichtet bleibt, den Weg der goldenen Mitte zu gehen.
Eine Abhandlung, die nicht neuerungsgeil oder reaktionär konzipiert, nicht links oder rechts, materialistisch oder spiritualistisch ausgerichtet ist, sondern jenseits oder vielmehr „diesseits“ der sich auf politischer und akademischer Ebene vollziehenden ideologischen Grabenkämpfe verschiedene Denkansätze vereint und weiterführt.
Die einem originellen Konzept folgt, das den Menschen in seiner psychophysischen Ganzheit erfaßt, einem Konzept, anhand dessen ich im fünften Kapitel konkrete Lösungsansätze entwickle, wie die moralbedingte Dauerkrise individuell und politisch-gesellschaftlich bewältigt werden kann.

Es gehört zum formalen Buchkonzept, manche der Themen nicht in einem Zug abzuhandeln, sondern sie aufzunehmen und inhaltlich „durchzuspielen“, um den Erzählfaden zunächst abreißen zu lassen und ihn später, an anderer Stelle, wiederaufzunehmen und das Thema abzurunden (ein Konzept, das der in der Tonkunst herrschenden Konvention folgt, den musikalischen Grundgedanken im Verlauf des Stücks an verschiedenen Stellen aufzunehmen und – häufig in variierter Form – durchzuspielen). So beginne ich mit der Darstellung der sozialen Verhältnisse, die für die paläolithische und neolithische Kulturperiode kennzeichnend waren, im zweiten Kapitel, um das Thema im fünften Kapitel wiederaufzunehmen und abzuschließen. Und vielleicht weiß jemand so wie ich zu schätzen, daß sich die Themen „Hybridformen der Moral“ und „deutscher Sonderweg“ im dritten Kapitel zuletzt vollends überlagert haben? Zur Deckung bringen ließen?
Die entscheidenden Anregungen verdanke ich der Philosophie Nietzsches sowie Bachofens Meisterwerk „Das Mutterrecht“.
Die Tiefenpsychologin Clarissa Pinkola Estés listet im Buch „Die Wolfsfrau“ eine Fülle an Praktiken auf, mit denen sich Selbsterfahrungs- und Selbstwerdungsprozesse gezielt einleiten lassen. Obwohl sich die Autorin ausdrücklich nur an Frauen wendet, sind die im Buch dargestellten Praktiken auch für Männer von großem Wert. Als ebenso wertvoll und hilfreich hat sich das Werk von Alice Miller erwiesen, die aus der Masse an Autoren im Bereich Psychoanalyse und Psychotherapie als reflektierte und gesellschaftskritische Aufklärerin wohltuend herausragt. Das gilt auch für den Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz, der mit dem Buch „Der Lilith-Komplex. Die dunklen Seiten der Mütterlichkeit“ ein von der Tiefenpsychologie bislang vernachlässigtes Thema aufgegriffen und abgehandelt hat. Wegweisend wurden für mich auch die vom Jung-Schüler Erich Neumann verfaßten Arbeiten „Ursprungsgeschichte des Bewußtseins“ und „Die Große Mutter“.
Die Forschungsergebnisse der Archäologin Marija Gimbutas bestärkten mich darin, den anfänglich eher intuitiv eingeschlagenen Weg zu Ende zu gehen. Den aktuellen Stand der kulturwissenschaftlichen Forschung „auf den Gebieten der Religionssoziologie und der Herrschaftstheologie mit vor- und frühgeschichtlichem Schwerpunkt“ (aus dem Eintrag „Gerhard Bott“ in Wikipedia) hat der Gesellschaftswissenschaftler Gerhard Bott im Buch „Die Erfindung der Götter“ zusammengefaßt. Um meine Geschichtskenntnisse mit dem aktuellen Stand der Forschung abzugleichen, ließ ich mir geschichtswissenschaftliches Studienmaterial der Fernuniversität in Hagen zukommen.
Außerdem seien die philosophisch-metaphysische Arbeit „Metaphysik und Mensch. Das System der Philosophie von Hegel und die Eröffnung der Möglichkeit des Menschen“ von Michael Wende (†) sowie der philosophische Essay „Fragmente einer Sehnsucht in Blau“ des Denkers Jürgen Friedrich hier als Quellen genannt.
Eines ist mir während des Quellenstudiums nur zu deutlich geworden: das rationalistisch-materialistische Denken der modernen Wissenschaft – ganz gleich, in welches akademische Gewand es sich hüllt – ist für gewöhnlich ein Ausdruck der spezifisch menschlichen, ach, allzumenschlichen Inbesitznahme der Welt, einer sich im Zeichen von Verstand und Vernunft gnadenlos vollstreckenden Anthropozentrierung des Alls, die aus moralischen Gründen stets einen humanitären Anschein wahrt und im Namen des Guten für eine Sache Partei ergreift.
Wenn ich von „Werten“ spreche, dann in der Regel von „immateriellen“, moralischen; von solchen, die Moralisches oder Immoralisches bezeichnen. Und mit dem Begriff „moralische Aufspaltung“ verweise ich selbstverständlich nicht auf die hohe moralische Gesinnung einer Aufspaltung (ein Schelm, wer solches denkt), sondern bezeichne damit den Prozeß einer sich gemäß der herrschenden Moral vollziehenden Aufspaltung des Selbst in verschiedene Persönlichkeitsanteile.
Hochwerte Fehlerfexe, verehrter Grammatikrat des Satiremagazins Titanic, erhabener Hohepriester der deutschen Sprache Hermann L. Gremliza, liebe Genossinen und Genossen, daß ich Fehler im Text beließ, um euch eine Freude zu bereiten, wäre zuviel gesagt. Es ist aber gut möglich, daß ihr, zu eurer Genugtuung?, auf so manchen Fehler stoßen werdet, weil ich mich dem Regelwerk der Grammatik stets nur mit größtem Widerwillen unterwerfe.

3
Noch eine Bemerkung zu Nietzsche. Ich gebe zu, daß ich während der Wanderung durch sein philosophisches Gedankengebirge emotional fast erfroren bin. Sein Werk ist eine schwere Prüfung. Gibt es auch nur einen Winkel des Lebens, in den er sich nicht hineingedacht hat? Und wie verletzend die von ihm gezogenen Schlüsse sein können! – und doch führt an Nietzsche für Philosophen kein Weg vorbei. Um zu wissen, was heute noch möglich, einem selbst möglich ist, und was morgen möglich sein wird, muß man zuerst in sein Werk eingetaucht, vielleicht auch zeitweise zu ihm übergetreten sein, um schließlich zu sich zurückzukehren. Wer dann immer noch von etwas Eigenem erfüllt wird, das ins Werk drängt; oder sogar von einer geistigen Lebenshaltung beseelt und umgetrieben wird, die bislang noch ungegangene Wege geht – voilà! Was für ein Fest! –
Einem derart tiefsinnigen und vielseitigen Denker zu begegnen, ihm auf seinen Wegen und Umwegen zu folgen, ist ein Privileg, ein Glücksfall, ein Segen – aber auch ein Fluch. So wenigstens habe ich es empfunden, habe es während des Lesens und „Wider-Lesens“ und Wieder-Lesens seines Werks in mir getragen und ausgetragen und schließlich hinter mir gelassen, um mich ganz dem Eigenen zuzuwenden. Anders gesagt: erst hat es mich froh gestimmt und mit einem Gefühl des Triumphs erfüllt, bei einem herausragenden Denker und Erzieher wie Nietzsche in die Schule zu gehen; 15 Jahre später war es genau umgekehrt: jetzt stimmte es mich froh, diese Schule zu verlassen, sie verlassen zu können.
Der „Zarathustra“ war mir lange Zeit alles gewesen. Das Buch kam zu mir, als sich die Schwärze der Hoffnungslosigkeit und der Vereinsamung gerade um mich schloß – und ging wie ein Leitstern in mir auf: „(…) wirf den Helden in deiner Seele nicht weg! Halte heilig deine höchste Hoffnung!“ Es war eine Offenbarung, freilich eine weltlicher Art. Ich war 21.
Um meine Integrität zu wahren, habe ich das Studium der Philosophie frühzeitig abgebrochen und mir die Kenntnisse und Fertigkeiten, die dazu nötig sind, philosophische Bücher zu konzipieren und zu verfassen, in autodidaktischer Weise angeeignet. Außerdem war ich über viele Jahre die treibende Kraft hinter dem Berliner „Forum für Philosophie und Kunst“ e.V. (Informationen über das Forum im Blog wir-sind-krise.de), in dem ich, unter anderem als Redakteur, das nötige Basiswissen im Bereich Buchproduktion erwarb. Fast alle Arbeiten, die nötig waren, um das Projekt „Bücher für Alle & Keinen“, über das Verfassen der Texte hinaus, zu verwirklichen, habe ich selber ausgeführt. Das Projekt wurde mit sehr bescheidenen finanziellen Mitteln auf den Weg gebracht.

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Auszug II aus „Wir sind Krise“, Band I

Um dieser Aufgabe nachzukommen, skizziere ich zunächst das Wertegefüge der europäischen Moral. Dabei halte ich mich an die Ergebnisse Friedrich Nietzsches, der zum Bestand des europäischen Wertegefüges „Herren- und Sklavenmoral“ zählt (im Unterschied zu Nietzsche verwende ich die Begriffe nicht wertend, sondern rein deskriptiv).
Den Terminus „Herrenmoral“ verwendet Nietzsche dazu, die etwa in Persien, Hellas und Rom von der indogermanischen Eroberer- und Herrenschicht etablierten Wertesysteme zu bezeichnen. Der Begriff dient ihm außerdem dazu, das aristokratische Selbstverständnis, von dem die indogermanische Herrenschicht erfüllt war, zu kennzeichnen; das Selbstverständnis nämlich, eine zur Herrschaft berufene aristokratisch-soziale Elite zu sein, der die Aufgabe, die Welt zu gestalten und die Gesellschaft zu formen, wesensgemäß zukommt. Nietzsche begreift dieses Selbstverständnis als etwas durchaus Positives, Begrüßenswertes, weil die – in seinen Augen durch innere Machtfülle ausgezeichnete – indoeuropäische Herrenschicht die Bürde auf sich nahm, die Verantwortung für sich und alle anderen Mitglieder der Gesellschaft zu tragen und dafür zu sorgen, daß das geistig-moralische Niveau des Menschengeschlechts gehoben wird. Daher kam nach Nietzsche auch allein der zur Führung berufenen Herrenschicht, den indogermanischen Krieger- und Priesterbünden, das Recht zu, oberste Werte zu schaffen und diese mit allen dafür notwendigen Mitteln durchzusetzen.
Geschichtlich gesehen haben viele verschiedene Gesellschaftsformen existiert, die im Zeichen der Herrenmoral zur Herrschaft gebracht wurden: etwa die von den Hellenen und Römern errichteten Staatsgebilde (Polis und Imperium Romanum) sowie die politisch weniger strukturierten Herrschaftsgebilde der Kelten- und Germanenstämme. Doch so unterschiedlich sie im einzelnen auch waren, es gab doch ein alle verbindendes Moment: das Selbstverständnis der indoeuropäischen Krieger- und Priesterbünde, zur gewaltsamen Führung der Gesellschaft berechtigt zu sein.
Unter dem Terminus „Sklavenmoral“ subsumiert Nietzsche kurz gesagt all jene den Wertschätzungen des indoeuropäischen Adels feindlich entgegengesetzten Gesinnungen und Glaubensrichtungen, die sich in der Antike über lange Zeiträume im Verborgenen und zuletzt vor allem in sichtbarer Entgegensetzung zur römischen Herrenmoral entwickelten und schließlich im Christentum bündelten, das zum Evangelium aller durch das Römische Imperium Unterworfenen, Unterdrückten und Entrechteten avancierte.
Wie eine Sklavenmoral entsteht, liegt auf der Hand (um die Aktualität der im folgenden beschriebenen Vorgänge hervorzuheben, verfasse ich diesen Abschnitt im Präsens): Sobald ein Volk oder eine andere Gruppe dauerhaft unter Fremdherrschaft gerät, wird sich der geballte Haß der Gruppe naturgemäß gegen die Herrenkaste richten und irgendwann eine Moral hervorbringen, die den Werten der Herrschenden diametral entgegengesetzt ist, weil sie auf den Umsturz der herrschenden Verhältnisse zielt. Eine Sklavenmoral ist mithin ein Instrument der geistigen Kriegsführung, dazu geschaffen, das Fundament der Herrenmoral Wert für Wert auszuhöhlen, um das Herrschaftssystem zu schwächen und über kurz oder lang zum Einsturz zu bringen. Umgekehrt werden die höchsten Werte, die von einer unter Fremdherrschaft geratenen Gruppe verehrt werden, von der Herrenkaste systematisch als das Schlechte, das naturgegeben Unterlegene und daher Verachtenswürdige, gebrandmarkt.
Grundsätzlich gilt: Was eine Herrenkaste als das Ideale und Gute und Wünschenswerte in Form oberster Werte verabsolutiert, wird von der Sklavenkaste als böse verteufelt. Und umgekehrt: Was die Sklavenkaste heiligt, wird von der Herrenkaste als schlecht und nichtswürdig abgetan. Der Fall des Imperium Romanum und des Christentums belegt das. Was von den in Rom Herrschenden begehrt und verehrt wurde – etwa weltliche Macht, oder auch Reichtum und Ruhm –, wird im Neuen Testament als das Böse verteufelt. Und alles, was die römische Aristokratie verachtet hat – Demut etwa und Mitleid, oder auch die Gleichheit aller vor Gott –, wird im Neuen Testament als das Höhere und Erstrebenswerte dargestellt.

Es ist klar, daß eine von der Herrenschicht systematisch betriebene geistige Abwertung und physische Herabwürdigung ihre Wirkung in der Regel nicht verfehlen und bei der unterworfenen Gruppe ein kollektives Empfinden der Mangelhaftigkeit, der Minderwertigkeit und des Ungenügens, ja mitunter sogar des Aussätzig- und Gezeichnet-Seins hervorrufen.
Um dieses schmerzhafte Empfinden dauerhaft unterdrücken bzw. das Brennen dieser psychischen „Wunde“ mildern zu können, bilden sich verschiedene Ressentiments und psychische Abwehrmechanismen aus: etwa ein glühender Kollektivhaß auf alles Lebensbejahende, Glückliche, Unschuldige, Machtvolle und Schöne samt dem dauernden Verlangen nach Genugtuung und Vergeltung, jener berauschenden Wirkung des Rachedursts, die als Stimulans genutzt und kultiviert wird. Oder auch das (unbewußte) Streben danach, die „Schmach“ des Unterdrücktwerdens unter immer neuen Rationalisierungen oder lebensfernen Idealen zu begraben bzw. durch eine dem Anschein nach ganz und gar uneigennützige, weil vordergründig der Liebe und Freundschaft und Tugend verpflichtete, Lebensweise vergessen zu machen. Diese Technik der psychischen Kompensation unerwünschter Anteile des Selbst wird zum Beispiel im Neuen Testament fortwährend in Szene gesetzt und als Mittel zur Linderung der (psychischen) Not anempfohlen.
Darüber hinaus entsteht in der Regel ein unbewußt einsetzender Reflex, dem es geschuldet ist, daß die Mitglieder eines unterdrückten Kollektivs nicht nur jegliche Selbstverantwortung im Namen einer höheren Macht, etwa im Namen Gottes, von sich weisen, sondern auch alle Schuld prinzipiell anderen zuweisen. Dieser „psychische Mechanismus“ sorgt zuverlässig dafür, daß aus den Opfern von gestern die Täter von heute werden, sobald ein Gegenüber gefunden ist, das sich als Feindbild bzw. als Sündenbock eignet, also als Projektionsfläche des eigenen psychischen „Schattenanteils“ (Schatten im C.G. Jungschen Sinn). Das ist das Gefährliche und Tückische an der Sache: Sowohl das kollektive Empfinden der Mangelhaftigkeit als auch die Techniken zur psychischen Abwehr und Kompensation dieses Empfindens bilden das immaterielle Erbe aller durch eine Herrenmoral dauerhaft Unterdrückten bzw. durch eine Sklavenmoral Konditionierten (das ist keine Wertung, sondern eine Feststellung).
Nietzsche schreibt: „Während alle vornehme Moral aus einem triumphierenden Ja-sagen zu sich selber herauswächst, sagt die Sklaven-Moral von vornherein nein zu einem „Außerhalb“, zu einem „Anders“, zu einem „Nicht-selbst“: und dies Nein ist ihre schöpferische Tat.“12
Die Sklavenmoral setzt sich absolut, indem sie alles außerhalb ihrer selbst negiert, – indem sie die Werte der Herrenmoral mit dem Stigma des Bösen versieht, gemäß der Logik: Was böse ist, darf nicht sein. Die Sklavenmoral ist die genaue Umkehrung der Herrenmoral, die Werte der Moralen sind diametral entgegengesetzt.
Herren- und Sklavenmoral bilden die Struktur des europäischen Wertesystems und sorgen durch ihren Widerstreit für den Fortgang der Geschichte. Im Vollzug ihres geschichtlichen Widerstreits ringen, nunmehr schon seit Jahrtausenden, Generationen von Herren- und Sklavenkasten, Herrschenden und Beherrschten, Recht-Setzenden und Rechtlosen, Freien und Unfreien, Besitzenden und Besitzlosen um Macht. Dieser Machtkampf, zu dem auch das (meist vergebliche) Ringen der durch eine Sklavenmoral Konditionierten um Emanzipation von der eigenen moralisch-psychischen Disposition gehört, wurde und wird von vielfachen Krisen, Konflikten, (Bürger-)Kriegen und, in der Neuzeit, auch von Revolutionen geprägt.