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Die moralbedingte Aufspaltung von Geist und Körper, Ich und Selbst, Verstand und Gefühl wurde von den Architekten der Metaphysik dadurch sanktioniert, sanktifiziert, daß sie die Metaphysik verabsolutierten, sie zur Königsdisziplin der Philosophie erhoben.
Wenn es auch nachvollziehbar ist, daß man damals, als Pionier des spekulativen Denkens, noch darauf hoffte und hoffen konnte, der Existenz einer wahren unveränderlichen „Hinterwelt“ (Nietzsche) auf der Spur zu sein, einem Paralleluniversum, in dem alle Ideen enthalten und Raum und Zeit, Werden und Vergehen entrissen sind, – so hat sich die Verabsolutierung der Metaphysik, wie man heute nur zu gut weiß, doch höchst fatal ausgewirkt. Hat jenes Jahrtausende währende, vollends grotesk anmutende Streben viel zu vieler Philosophen und Wissenschaftler nach der Aufdeckung der Wahrheit der Welt nach sich gezogen. Hat zu jener Tradition des spekulativen Denkens geführt, theologisch oder ontologisch respektive „onto-theo-logisch“ hergeleitete Systeme begrifflich immer höher aufzutürmen, bis die „Wahrheit der Welt“ zu einem unmenschlichen Abstraktum geworden war. Und hat letztlich nur der Vermehrung des Leids gedient, des Leids des Menschen an sich selbst und am Leben, weil das Versprechen, das Sein des Seienden bzw. die Wahrheit der Welt erkennen und begrifflich darstellen zu können, von den Apologeten des spekulativen Denkens natürlich niemals eingelöst werden konnte.
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Unsere Irrtümer tragen meist mehr zu unserer Entwicklung bei als unsere Wahrheiten – und erweisen sich zudem als bekömmlicher, weil sie uns nicht besetzen.
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Seltsam: Indem wir die Wirklichkeit erforschen, erfassen und erschaffen wir sie, beides zugleich. Wenn wir wenigstens um das prozentuale Verhältnis zwischen Erfaßtem und Erschaffenem in unseren Forschungsergebnissen wüßten!
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Mit dem Begriff „abstraktes Bewußtsein“ bezeichne ich eine Verstandestätigkeit, die auf Distanz beruht, nämlich auf der willentlich eingenommenen Distanz des bewußt Agierenden zu sich und der Welt. Ich spreche von jener Art des rationalen Ausgreifens und Aneignens, wenn sich ein Teil des Bewußtseins vom Ich abgesondert hat und um die Dinge wie ein Netz herumlegt, um darin den Abglanz der Welt einzufangen und vom Dinglichen abzulösen und in abstrakte Formen oder Begriffe zu überführen.
Kein Zweifel, dieses sich mittels der Vorstellungskraft des rationalen Denkens vollziehende Abstrahieren der Welt ist von ganz eigener Qualität, verfügt über einen eigenen Zauber und Glanz – und dennoch: Bleibt nicht immer das Unbehagen, daß der abgesonderte Teil des Bewußtseins vielleicht verlorengehen könnte? Den Weg zurück nicht mehr findet?
Und was geschieht zuletzt mit den Eindrücken und „Erkenntnissen“, die man auf diese Weise gewonnen hat? Verblassen sie nicht schon bald zu nichtssagenden Schemen? So daß man sich nach jedem derartigen „Außer-sich-gewesen-sein“ immer ein wenig ärmer fühlt? Als stünde man danach mit leeren Händen und mit leerem Herzen da?
Meine Instinkte und Gefühle jedenfalls warnen mich davor. Sie begreifen diese Art der Verstandestätigkeit, die etwas anderes ist als ein mit den Sinnen und Gefühlen verbundenes Denken, als einen gefährlichen Bruch im Prozeß meiner Selbstentfaltung, als etwas Auflösendes, Schwächendes, Ungesundes – und wie käme ich dazu, das Urteil meiner Instinkte anzuzweifeln? Würde ich dadurch nicht zur Beute des „abstrakten Bewußtseins“?